Krieg an Kärntens Grenze
Brennpunkt der Kampfhandlungen.
Der Plöckenpass, die angrenzenden Gipfel des Cellon sowie desKleinen und Großen Palwurden zu den zentralen Brennpunkten des Großen Krieges. Man mag sich die Strapazen, Leiden und Entbehrungen an dieser unwirtlichen Front kaum auszumalen. Die tödlichen Geschosse des Feindeswaren hier jedenfalls nur ein Teil, zuweilen der kleinere, der mannigfaltigen Gemengelage desTodes. Natur und ihreGewalten forderten Tag und Nacht Tribut – undTausendeOpfer. Es sind Museen, die die Schrecken heute ansatzweise zu vermitteln vermögen. In Kötschach-Mauthen, wegen des aus den Fugen geratenen Rathauses einst höchst verschuldete Gemeinde der Republik, findet sich in ebendiesem
damaligen Zweckbau das „Museum 1915-1918 – vom Ortler bis zur Adria“. Dieses mehrfach ausgezeichnete Haus inszeniert den Krieg nicht, sondern lässt ihn wirken, seziert ihn in seine Bruchstücke und fügt die Einzelteile dann zusammen. – Kaum ein Besucher, der diesen Ort der erhellenden Finsternis nicht bedrückt verlässt.
Der Frontverlauf zog sich von Sillian bis zum Nassfeld und weiter nach Pontebba/Pontafel. Auf dieser Wegstrecke ist das Plöckengebiet jener Ort, an dem die historischen Objekte des Krieges am ausdrucksstärksten sind, die Artefakte des Ersten Weltkriegs noch heute als Mahnmale sichtbar in Himmel und Hölle ragen.
Seit 1983 wurden mehr als 70 österreichische Stellungen am Kleinen Pal instand gesetzt, viele weitere Stellungsanlagen wurstrikt den bis heute nicht rekonstruiert, weil dazu Zeit und Geld fehlen. Der Kleine Pal war als Durchbruchspforte das Epizentrum der kriegerischen Handlungen in den Karnischen Alpen. Wo heute ein Rundweg zu Maschinengewehrnasen, Stollen und Kavernen den Wanderer staunen und erblassen lässt, blutete vor knapp 100 Jahren ein erbitterter Stellungskrieg beide Seiten aus.
Seit 1866 ist der Plöckenpass Grenzübergang zwischen Italien und Österreich. Schon zuvor war er für Kriegsherren der bevorzugte Alpenübergang – von Kelten und Römern bis hin zu Napoleon zogen Heerscharen für ihre Eroberungszüge entlang der Via Julia Augusta ins heutige Kärnten. Genau das galt es ab 1915 mit dem Entstehen der Karnischen Front aus österreichischer Sicht zu unterbinden. Sollten die Italiener je den Pass erobern, drohte ihr Vormarsch über das Gail- und Drautal Richtung Wien. Ein Schreckensszenario nicht nur für den dort residierenden obersten Kriegsherrn.
Ganz zu Beginn dieses schicksalshaften Kapitels dieses Dramas der Menschheitsgeschichte stand wiederum kein Mann, sondern Frau Langegger. Das Fräulein am Postamt Kötschach nahm jenes Codewort aus Villach entgegen, das die Zeitenwende markieren sollte: „Schwarzer Fall“, lauteten die zwei Worte, die den Kriegseintritt Italiens codierten. Der Abschnittskommandant des Kaisers wurde benachrichtigt und brach voller Vorahnung in Tränen aus: „Armes Gailtal – und ich habe keine Soldaten“, das sollen seineWorte gewesen sein.