Immigon: Namenssuche „wie bei einem Baby“
So kommen Abbaubanken zu ihrem Namen.
WIEN. „Österreichische Volksbanken AG“– das war ein ziemlich biederer Name. Aber immerhin hat er seit 1974 gute Dienste als Bezeichnung für das Spitzeninstitut desVolksbankenSektors geleistet. Dieseswar 1922 als „Österreichische Zentralgenossenschaftskasse“gegründet worden. Doch nach dem ÖVAGKommunalkredit-Desaster samt Notverstaatlichung wurde beschlossen, die ÖVAG mit 4. Juli 2015 vom Markt zu nehmen. Als Nachfolgerin fungiert (wie berichtet) eine Abbaubank mit dem gewöhnungsbedürftigen Namen Immigon.
Wie kommt man bitte auf so einen Namen? Noch-ÖVAGKommunikationschef Thomas Heimhofer gibt Auskunft: Die Namenssuche sei gelaufen „wie die Suche nach einemNamen für ein Baby. Es gibt dafür keinen Standardprozess.“Bei derÖVAG machte zunächst die Marketingabteilung Namensvorschläge. Aus der Longlist wurde eine Shortlist, die dann dem Vorstand zur Letztentscheidung präsentiert wurde.
Für die Vorschläge gab es Kriterien: Der Name dürfe nicht an „Volksbank“erinnern, da die Firma ja aus dem VolksbankenVerbund ausscheide. Mangels Banklizenz für das Abbauinstitut dürfe nicht einmal „Bank“vorkommen. Und markenrechtlich dürfe keine Ähnlichkeit zur Konkurrenz vorliegen.
Gewünscht war auch, dass der Name„ansprechend klingt“, dass er „nicht allzu lang“ist und dass er „einen gewissen Bezug zur Tätigkeit des Unternehmens“hat. Ob dieses Profil durch „Immigon“(ein Kunstbegriff aus lateinischen und griechischen Vokabelanleihen, der frei übersetzt in etwa für „Verringerung an allen Ecken“steht) erfüllt ist, bleibt der Beurteilung der Leser überlassen.
Die Volksbanken als solche gibt es weiterhin. Die drei rebellierenden Volksbanken Almtal, Gmünd/Kärnten und Westkärnten-Osttirol wurden übrigens gestern von Finanzminister Hans Jörg Schelling dazu verpflichtet, sich an der Rückzahlung eines mehrfach eingeforderten 300 Millionen Euro schweren Teils der ÖVAGRettungshilfe zu beteiligen.
Die griechische „ Heta“
Einen neuenKunstnamen hat bekanntlich auch die Kärntner Hypo-Bad-Bank Heta. Dort wählte man das „H“als Erinnerung an „Hypo“und hängte das altgriechische „Eta“dran. Angst davor, dass ausgerechnet der Griechenland-Bezug ein schlechtes Omen heraufbeschwören könnte, hatte bei der Heta offenkundig niemand.
ERNST SITTINGER