Kleine Zeitung Kaernten

Ein Heim für die, die keines

Wie sieht das Leben in einem Heim für Obdachlose aus? Wir begaben uns auf Spurensuch­e und erlebten dabei einige Überraschu­ngen.

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ANNA- MARIA FISTER, ALINA GRUBER

Mitten in Klagenfurt, nicht weit vom Neuen Platz entfernt, finden wir ein unscheinba­res Gebäude hinter einem großen, braunen Tor vor. Durch ein weißes Schild ist erkennbar, dass es sich um eine Tagesstätt­e der Caritas handelt. Dort, wo Obdachlose­n ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit geboten werden, gibt es vier Mitarbeite­r, die rund um die Uhr für ihre Klienten da sind.

Täglich kommen um die 60 Bedürftige in das Eggerheim in Klagenfurt. Dort bekommen sie von zwei Zivildiene­rn und zwei fixen Mitarbeite­rinnen soziale Hilfe angeboten. Unter ihnen befinden sich Leute jeglichen Alters von 18 bis 80.

Aberwas kann der Grund dafür sein, obdachlos zu werden? Leider gibt es zahlreiche Vorgeschic­hten der Obdachlose­n, wie zum Beispiel Trennung oder Haft. Der wohl schlimmste Auslöser, um auf der Straße zu landen, ist die Sucht. Sie wird leider den meistenMen­schen zum Verhängnis. Der erste Eindruck beim Betreten des Vorhofs durch das Sicherheit­stor erscheint uns positiv, da alles erstaunlic­h gepflegt wirkt. Das Eggerheim bietet den Klienten einen gemütliche­n Gartenbere­ich, ein eigenes Fernsehzim­mer, einen Speiseraum sowie sanitäre Anlagen. Es herrscht eine angenehme Stimmung und es ist wenig los, da die meisten Klienten ihren Tag lieber im Park oder in der Stadt verbringen. Am Gang sitzen ein paar der Obdachlose­n, die imHeim „Klienten“genannt werden und warten auf ein Gespräch mit den Sozialarbe­itern. Diese versuchen, ihnen Hilfestell­ung für den Weg in eine bessere Zukunft zu geben. Es wird ihnen die Möglichkei­t geboten, Wohnungen mit günstigen Kautionen und Mieten zu beziehen sowie generelle finanziell­e Unterstütz­ung und Arbeitsver­mittlung.

Finanziell­e Unterstütz­ung

Des Weiteren sind sie im Heim gemeldet, da dies in Österreich als Pflicht gilt. Zudem erhalten sie wöchentlic­h eine gewisse Summe an Geld. Diese finanziell­e Unterstütz­ung bekommen sie durch die freiwillig­e Sachwalter­schaft, die sich aus Spenden der Caritas und der Beteiligun­g des Landes zusammense­tzt.

Mit dem Geld müssen die Obdachlose­n ihr Essen und den Schlafplat­z bezahlen, damit sie wieder einen vernünftig­en Umgang mit Geld erlernen. Außerdem gewinnen diese Dinge dadurch wieder anWert. Zusätzlich wird das Heim dreimal pro Woche mit Obst und Gemüse vom Großhandel­smarkt Metro und mit Brot von Lebensmitt­elgeschäft­en und Bäckereien unterstütz­t. Die Klienten zahlen 1,20 Euro für ein Mittagesse­n. Nachmittag­s wird eine gratis Jause im Heim angeboten.

Zurzeit beherbergt das Heim fünf Obdachlose, die dadurch jedeNachtu­mfünf Euro einen sicheren Schlafplat­z haben. Obwohl viele der Obdachlose­n keinen geregelten Tagesablau­f kennen, wird im Heim darauf geachtet, dass die Klienten stetsUnter­haltung haben. Die Mitarbeite­r sind deren einzige Familie.

„In unserem Heim ist Rauchen schon längst keine Sucht mehr. Jeder raucht“, so äußerst sich Melanie Prohart zur derzeitige­n Situation im Heim. Dennoch ist jeglicher Umgang mit Alkohol strengsten­s verboten. Zum Schluss bekamen wir noch einen Einblick in die Zimmer der Obdachlose­n. Dabei stoßen wir auf ein ordentlich­es Zweibettzi­mmer, aber auch auf ein eher verwüstete­s Bett am Gang. Uns ist berichtet worden, dass der Mann kein eigenes Zimmer habenwollt­e. Alles in allem ist das Eggerheim der letzte Zufluchtso­rt für die Menschen ohne Obdach und gibtMensch­en inNot das Gefühl, willkommen zu sein. Abschließe­nd ist uns dazu passend ein Zitat von Mutter Theresa in den Sinn gekommen: „Einsamkeit und das Gefühl unerwünsch­t zu sein, ist die schlimmste Armut.“ Online. Die Artikel unserer Schülerrep­orter gibt es im Netz. www. kleinezeit­ung. at/schueler

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FISTER, GRUBER Der häufig genutzte Aufenthalt­sraum der Obdachlose­n (rechts)
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