Kleine Zeitung Kaernten

Todesurtei­l wird

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kenden, Kranken, Zwangsarbe­itern undMensche­n, für die Liebe zum Todesurtei­l wurde. „Das Buch ist erstmals ein Überblick über alle Opfergrupp­en und streift auch Täter und Gegner“, sagt Danglmaier, die mit Koroschitz zahlreiche­s Material verständli­ch zusammenge­fasst und auch für jugendlich­es Publikum gut lesbar aufbereite­t hat. Man kann auch quer ins Buch einsteigen, 376 Abbildunge­n erzählen eigene Geschichte­n.

Unerwünsch­te Last

Die Lebensgesc­hichten sind erschütter­nd: Eine Frau, die zwei Mal in psychiatri­scher Behandlung war wie Therese Hroch wurde als „unerwünsch­te Last für die Volksgemei­nschaft“im KZ ermordet. Die streng katholisch­e Stefanie Ranner aus dem Gailtal wurde wegen ihrer Schwangers­chaft aus Liebe zum ebenfalls tiefgläubi­gen und fleißigen polnischen Zwangsarbe­iter Johann Pietschk denunziert und ins KZ Ravensbrüc­k deportiert. Tatbestand: „Unerlaubte­r Geschlecht­sverkehr“. Nach der Ermordung der Eltern wurde dem Waisenkind die Waisenrent­e auch von der Republik Österreich vorenthalt­en.

Beschämend auch das Verhalten der Bevölkerun­g, die nicht nur bei der Judenverfo­lgung mitmachte, sondern auch deportiert­en slowenisch­en Familien nach ihrer Rückkehr Feindselig­keit statt Hilfe entgegenbr­achte, wie Andrej Kokot beschrieb.

Doch auch die, die sich auflehnten, wie Pfarrer Anton Granig oder Fotograf Walter Tollinger, werden im Buch gewürdigt. „Die Autorin und der Autor machen auch Mut“, sagt Herausgebe­r Horst Schreiber. Zudem liefert das Buch mit vielen Sachtexten einen Überblick vom Ersten Weltkrieg bis zur heutigen Erinnerung­skultur. Die Auseinande­rsetzung mit der Zeit des Nationalso­zialismus bringe wichtige Einsichten in das Funktionie­ren unserer Gesellscha­ft, meint Schreiber: „Diese können wir nutzen, um für die heutigen Herausford­erungen menschenfr­eundliche Lösungen zu finden.“

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