Die große Unbekannte
Aus der sicheren Ferne verfolgen die Bundesparteichefs den heutigen Wahltag in der Steiermark. Mit Ausnahme von FrankStronach hat sich keiner in Graz angesagt – offiziell, weil der ORF am frühen Abend zur Konfrontation der Klubobleute, darunter Heinz-Christian Strache, Eva Glawischnig und Matthias Strolz, ins Parlament lädt. Auch Werner Faymann und Reinhold Mitterlehner bleiben in der Bundeshauptstadt. olitisch ist die Grüne Mark den Bundespolitikern ohnehin nicht geheuer. Tief sitzt bei den Großparteien, Grünen sowie Neos noch der Schock über Platz eins der FPÖ bei denNationalratswahlen. Liefern die Steirer heute die nächste unliebsame Überraschung? Die Steiermark ist nicht nur die Hochburg der Wechselwähler, sie war zuletzt
Pdie Versuchsstation für ein politisches Experiment. Mit Argusaugen blicken Reformwillige – die gibt es sehr wohl in Wien – über denWechsel. DerWahlausgang ist ein Gradmesser dafür, ob eine Politik, die sich zu Reformen aufschwingt, vom Bürger honoriert oder sanktioniert wird – ob das Experiment zurNachahmung lädt oder als Versuchsstation für den parteipolitischen Untergang taugt. ährend die Bundes-ÖVP mit bangerHoffnungdemWahltag entgegenblickt, ist bei den Sozialdemokraten eine besondere Nervosität zu spüren. Sollte sich der bei den Gemeinderatswahlen bereits manifestierte Vormarsch der Blauen in den roten Hochburgen fortsetzen, muss sich auch Michael Häupl, der im Oktober wählt, etwas einfallen lassen. Die Freiheitlichen
Wsind von allen heute in der komfortabelsten Position. Nach bescheidenen 10,7 Prozent dürfen sie auf ein kräftiges Plus hoffen. Verkrampft sind die erfolgsverwöhnten Grünen, die zuletzt serienweise zweistellige Ergebnisse einfuhren und in sechs Bundesländern in der Regierung sitzen. Nicht nur in der Steiermark, auch im Burgenland droht die Erfolgsserie abzureißen. icht minder nervös sind die Neos. Verfehlen sie im urban-studentischen Graz das Grundmandat und den Einzug in den Landtag, wäre es ein weiterer psychologischer Knacks. Existenzbedrohend wäre der Nichteinzug allerdings für das Team Stronach. Wenn das nicht einmal mehr in der Heimat des Parteigründers gelingt, wo sonst? Der Nationalratsklub ist ohnehin schon gespalten.
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