Kleine Zeitung Kaernten

Grasen, schlafen, wiederkäue­n

Der Tag einer Kuh besteht zu gleichen Teilen aus fressen, ruhen und wiederkäue­n. Wie unsere Milchkühe es schaffen, sich nebenbei noch für den Klimaschut­z und Landschaft­spflege zu engagieren, erklärt Rudi Vierbauch aus Räuflach.

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Das Leben der 60 Milchkühe auf dem Hof von Rudi Vierbauch ist geruhsam: gemächlich trotten sie zwischen Stall undWeide hin und her, fressen ein bisschen, liegen ein wenig, lassen sich von der automatisc­hen Bürste kraulen. Bewegung kommt nur zur Melkzeit in die Herde, dann stellen sich die Damen ungeduldig vor dem Melkraum an. „Allerdings gibt es auch ein paar, die sich gerne einladen lassen. Es hat halt jede ihren eigenen Charakter“, sagt Vierbauch.

Der Bauer als Biologe

Bis vor wenigen Tagen war Rudi Vierbauch nochObmann von „Bio Austria“, nach dem Ende seiner zweiten Amtsperiod­e widmet er sich nun wieder ganz seinem Dasein als Milchbauer. Auch dieser Beruf ist eine echte Herausford­erung, wennmanihn mit Blick aufs große Ganze macht.

So ist es etwa kein Zufall, dass die Weidefläch­e bei Vierbauch von acht Hektar im Frühling auf 20 Hektar im Herbst wächst. Denn: „Das Graswachst­um folgt einer Vegetation­skurve, die im Mai und Juni stark ansteigt und danach nachlässt. Um gleich viel Nahrung zu bekommen, brauchen die Kühe also später im Jahr mehr Weidefläch­e.“Auch das Gras selbst ändert sich: Im Frühling enthält es viel Zucker und Eiweiß, das regt die Milchprodu­ktion an. Im Herbst ist das Gras strukturie­rter und enthält mehr Stängel, das brauchen die Kühe für eine funktionie­rende Pansentäti­gkeit. Auf diese Details achtet der leidenscha­ftliche Biobauer und füttert nach Möglichkei­t auch genau das Gras zu, das die Kühe gerade brauchen.

Klima und Artenvielf­alt

Weidefläch­en so weit das Auge reicht sind nicht nur eineWohlta­t für die Rinder, sondern auch für das Klima. RudiVierba­uch erklärt: „Wer sich so eine Kuhweide ein bisschen näher anschaut, sieht, dass die Grasnarbe weitaus dichter ist als bei einem Rasen. Weiden sind viel stärker durchwurze­lt als gewöhnlich­eWiesen und speichern darum besonders viel CO . Sie sind nach den Ozeanen sogar die größten CO -Speicher auf der Erde.“

Kühe auf KärntnerWe­iden sind also weit mehr als ein hübsches Fotomotiv für Touristen. Sie teilen sich ihren Lebensraum mit einer Vielzahl an Getier, wie Vierbauch weiß: „In einem Kuhfladen finden sich verschiede­nste Arten an Käfern, Fliegen und Würmern – genaudieNa­hrung, diezumBeis­piel der seltene Wiedehopf schätzt. OhneWeidef­lächen würden viele Vogelarten ihren Lebensraum verlieren.“

Zählt die Leistung?

Kühe auf der grünenWies­e sind in Österreich zum Glück nicht nur in derWerbung zu finden. Viele konvention­elle wie auch Bio-Bauern bieten den Tieren reichlich Aus-

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