Neue Serie.
Hypo, Heta, HCB. Kärnten muss aus dem Krisenmodus das Beste machen – die Zukunft der Jungen.
Bei derAusbildung – 48 ProzentMaturanten, 35 Prozent mit Lehrabschluss – ist Kärnten österreichweit Spitzenreiter. Aberwas soll die jungenMenschen im „Krisenland“halten? Es braucht dringend Impulse. Die Kleine Zeitung zeigt Chancen und Perspektiven auf.
Mit einem Maturantenanteil von rund 48 Prozent der 19-Jährigen liegt Kärnten um fast zehn Prozent besser als Österreich im Schnitt. Auch bei Lehrabschlüssen hat Kärnten mit 35 Prozent dieNase vorne (Österreich: 31 Prozent) wie das Institut für Bildungsforschung undWirtschaft erhob. Doch welche Zukunft haben Kärnten und seine Jugend mit der Finanzkeule, die das Land trifft? Welches Überleben haben von Abwanderung bedrohte Täler, wenn wie im Görtschitztal ein Umweltskandal die Hoffnung auszulöschen droht?
Kärntens Finanzlage ist prekär. 3,083 Milliarden Euro Schulden hat das Land laut Rechnungsabschluss 2014. Das ist um 30 Millionen höher als 2013 (3,053 Milliarden Euro). Tatsächlich ist die Schuldentendenz noch stärker, denn ohne das 2014 eingerechnete Geld aus dem Kelag-AnteileVerkauf um 100 Millionen Euro im Jahr 2012 wäre der Schuldenzuwachs noch größer. Allein die Schulden ausgelagerter Rechtsträger, wie der Spitälerholding Kabeg und derWirtschaftsförderung KWF, stiegen in nur einem Jahr um 74 Millionen Euro weiter auf 1,669 Milliarden Euro an. Im Budget 2015 sollte das Land für den Stabilitätspakt 45 Millionen Euro einsparen, doch steht Fi-
nanzreferentin Gaby Schaunig (SPÖ) durch geringere Ertragsanteile (minus 12 Millionen) und Kosten für Ärztegehälter (13,5 Millionen), HCB-Skandal (4,0 Millionen) und Heta-Abwicklung (10 Millionen) akut vor einem Delta im Budgetplan von 39,5 Millionen. Für 343 Millionen Bundeskredit erwartet der Finanzminister aber, dass Kärnten spart. Das alles ist gar nichts zu 10,2 Milliarden Hypo-Haftung, die Kärnten noch jahrzehntelang um den Hals hängen werden.
Am Dienstag geht die Landesregierung in Budgetklausur. Alles steht auf den Prüfstand. Doch es hilft nicht, das Land zuTode zu sparen. Es braucht, vor allem für die Jungen, Impulse. „Diewerden wir weiter bei Forschung und Entwicklung setzen“, beteuert Schaunig. Die gute Position mit 2,8 Prozent Forschungsquote (3. Bundesländerplatz) wolle man „keinesfalls gefährden. Förderungen wird es weiter geben, wo Jobs entstehen und der Abwanderung entgegengewirkt wird.“
„Wir müssen für die nächste Generation die Innovationskraft stärken“, pocht Industriepräsident Christoph Kulterer darauf, „das System bei Land und Spitälern zu durchforsten und in Ausbildung zu investieren“. Eine Stoßrichtung gibt Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl vor: „Ausbildung in Sprachen und neue Berufszweige für Export und Aufbau von Industrie 4.0 in KMU um Infineon.“Qualitätsoffensive im Tourismus und Fokus auf Holz und erneuerbare Energie detto. Spielraum müsse aus Entbürokratisierung gewonnenwerden. Drastisch derUnternehmer Hans Kostwein: „Bundesländer gehören abgeschafft. Brüssel entscheidet und wir haben mit Bund, Land, BH und Gemeinde eine Verwaltungsebene zu viel.“Das teilt nicht jeder, aber in einem Punkt sind er und auch AK-Präsident Günther Goach für Kärnten einig: „Massiv in Richtung IT und Technik ausbilden.“
„Technologie forcieren, um die Wertschöpfung zu erhöhen“, rät auch SteuerberaterWalter Zenkl, mit einem Appell: „Die Landesregierung muss entschlossen und geeint auftreten, über ideologische Grenzen.“Ob Schaunig, die am Dienstag 82 Wohnbauprojekte freigeben will, und Christian Ragger (FPÖ), der für dieWohnbaufinanzierung die Europäische Investitionsbank aktivieren will, wie dies die Steirer beim Kanalbau erfolgreich tun, zusammenfinden, ist offen. Landesrat Gerhard Köfer beschwört Dialog und Transparenz in der Regierung für Innovationen und Ideen. Landesrat Christian Benger (ÖVP) setzt voll auf die Kreativwirtschaft. „Kärnten ist nicht in Heta-Geiselhaft. Wir müssen aber das Bewusstsein für Start-ups schaffen.“
„Kärnten darf sich nicht entmutigen lassen“, verweist Sparkassen-Chefin Gabriele Semmelrock-Werzer auf Stärken in Industrie undTechnologie. Die Krise sei eine Chance, auch dieWerte zu überprüfen, streicht selbst Bischof Alois Schwarz Zukunftsfähigkeit hervor: „Die Kärntner sollen den Glauben an sich selbst nicht verlieren und ihre Leistungen nicht herabwürdigen lassen.“