Die Euro-Zone rüstet sich für den Grexit
Keiner will denAustritt Griechenlands aus der Euro-Zone, aber viele halten ihn für denkbar. Entscheidend wird für die Geldgeber sein, ob und wann Griechenland zahlungsunfähig ist.
JOHANNES KÜBECK
Verhandelt wird schon seit Tagen nicht mehr über das griechische Problem und alle Beteiligten beteuern, dass sie „selbstverständlich“keine Vorkehrungen für den Grexit treffen, den freiwilligen oder faktischen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone. Aber das ist die Unwahrheit. In Brüssel, Frankfurt – wo die EZB ihren Sitz hat – und in allen europäischen Hauptstädten sind die Notfallpläne längst geschmiedet. Alles andere wäre fahrlässig gegenüber den Bürgern. Gestern wurde Valdis Dombrovskis, das für den Euro zuständige Mitglied der EUKommission und berüchtigt als harter Verhandler, sogar überdeutlich: Es würde in Brüssel über „weniger vorteilhafte Szenarien“diskutiert. Sechs davon stehen im Vordergrund.
Sollte Griechenland am 30. Juni die fällige Rate an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht zahlen, kann das aus derzeitiger Sicht nur den Staatsbankrott mit allen Folgen bedeuten. Abwenden können das die Griechen und die Geldgeber vorher. Oder der IWF erstreckt die schon einmal verlängerte Frist.
Der ist keine zwangsläufige Folge des Staatsbankrotts. Einfach, weil er in denVerträgen nicht vorgesehen
Zahlungsausfall.
Euro-Austritt.
ist. Auch die EU-Mitgliedschaft Griechenlands wäre von einem Staatsbankrott nicht berührt. Zu beachten ist, dass es wenige Hundert Kilometer nördlich von Griechenland ein Land gibt, das nicht in der EU und nicht beim Euro ist: Montenegro hat den Euro im Alleingang als Währung und keiner konnte es verhindern.
Das ist das Schreckensszenario der Griechen, dass die Geldautomaten eines Morgens keine EuroScheine mehr ausspucken. Alles hängt davon ab, ob die EZB die Versorgung der griechischen Banken mit Bargeld einstellt oder nicht. Die Stabilisierung der griechischen Banken durch die EZB ist das Schlüsselproblem der GrexitDebatte.
Bankomaten ohne Geld.
Parallelwährung.
Beim Zusammenbruch der nationalen Banken könnte die Regierung in Athen versucht sein, die Beamten und Pensionisten mit Schuldscheinen statt mit Euro zu bezahlen. Die Empfänger könnten die Papiere dieser Parallelwährung dann in echte Euro umtauschen – sofern die Geldinstitute über diese verfügen und sie herausrücken.
Entschließt sich Griechenland, den Euro aufzugeben und zur Drachme zurückzukehren, hat das für das Volk die gravierendsten Folgen. Die Drachme würde gegenüber demEuro sofort stark abwerten, das belastet die ganze Wirtschaft enorm, wenn es auch Exporte billiger macht und den Fremdenverkehr wettbewerbsfähiger. Aber die Auslandsschulden müssten in Euro zurückgezahlt werden, Importe etwa von Energie würden empfindlich teurer.
Die Alpenrepublik ist seit den Rettungsaktionen von 2010 als direkter Kreditgeber Griechenlands im Spiel; indirekt über die EuroNotenbank EZB und den EuroRettungsschirm EFSF. Das bilaterale DarlehenWiens an Athen macht 1,56 Milliarden Euro aus, der Anteil an den EFSF-Forderungen an Athen rund 4,3 Milliarden. Eine aktuelle Berechnung des Finanzministeriums lautet, dass Österreich im Falle eines Schuldenschnitts Griechenlands sofort etwa 4,5 Milliarden Euro abzuschreiben hätte.
Drachme
statt
Euro.
Kosten für Österreich.