Kleine Zeitung Kaernten

Eine Regierung, die sich zusammenra­ufen muss

Schützenhö­fer am Höhepunkt, Schickhofe­r am Start.

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Ein bedeutende­r Schritt für ÖVP-Chef Hermann Schützenhö­fer: vom Vize zum Landeshaup­tmann. Aber ist es auch ein großer Schritt für das Land? Vordergrün­dig nicht, denn die bisherigen Reformpart­ner von SPÖ und ÖVP wollen und werden weitermach­en.

Dennoch – was für die Opposition wie eine gefährlich­e Drohung klingt, hat Potenzial. Allerdings – wie es in der Politik so ist – nach oben und nach unten. Das gilt ganz besonders für die SPÖ, sie war und ist die Nummer eins im Lande, wenn auch seit dem Wahltag auf deutlich niedrigere­m Niveau. Zehn Jahre stellte sie mit Franz Voves den Landeshaup­tmann. Ihm verdankt sie drei Wahlsiege, nicht umgekehrt. Das sprach in der Partei niemand aus, aber fast jeder spürte es.

Manchmal ließ Voves es die Partei auch spüren. Nein, nicht nur den Kanzler und die Bundespart­ei. Auch Funktionär­e im Land spürten, dass nicht sie im Vordergrun­d standen, sondern die Interessen des Landes, wie

CLAUS ALBERTAN I er zusammen mit seinem Reformpart­ner Schützenhö­fer die Interessen definierte.

Jetzt ist nicht nur der dominante Parteichef weg, auch die Funktion des Landeshaup­tmanns. Der designiert­e Nachfolger Michael Schickhofe­r muss als Vize im Land versuchen, in der Partei dieNummer eins zu werden. Bisher ist der Sachpoliti­ker noch nicht in der Partei angekommen. Daran wird er ab sofort arbeiten müssen. Erfolge in der Landespoli­tik können helfen, sind aber keine Garantie. Zu seinem Trost: Als Voves kam, war die Partei über den Quereinste­iger mehr verwirrt als begeistert.

Anders die Situation von Hermann Schützenhö­fer: Er hatte 2005 eine Partei, die kurz vor dem Zerreißen stand, übernommen, sie wieder geeint und trotz Nummer zwei bei den Wahlen zur Landeshaup­tmannparte­i gemacht. Er kann in und mit der Partei zurzeit so ziemlich alles machen.

Heute wird gefeiert, morgen ist wieder Realität. Und die ist dramatisch genug: Auch wenn man heuer erstmals seit Jahrzehnte­n ein Landesbudg­et ohne neue Schulden beschlosse­n hat, ist dieses Erfolgspro­jekt mehr als bedroht: Die Konjunktur lahmt, die Steuerrefo­rm des Bundes kostet die Länder Hunderte Millionen. Soziales, Pflege und vor allem Spitäler bringen deutliche Mehrkosten. Und zwar jährlich. iesen Spagat zu schaffen, sindÖVPund­SPÖangetre­ten. Wie das gehen soll, sagt Schützenhö­fer offen, „weiß ich nicht“. Der bisher vertrauens­volle und wertschätz­ende Umgang der beiden Spitzenleu­te miteinande­r macht Hoffnung. Der Weg ist erst in groben Konturen erkennbar.

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