Roiss-Bilanz: „Das
Der scheidende OMV-Chef Gerhard Roiss blickt nach 17 Jahren zurück.
In zwei Wochen wird OMV-Boss Gerhard Roiss seinen Chefsessel räumen. Bekanntlich nicht freiwillig. Ziemlich freimütig, nicht ohneWehmut, doch ganz ohne Vorwürfe zog der 63-Jährige am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten inWien eine persönliche Bilanz über Gelungenes und weniger Gelungenes. Tatsächlich dürfte ihn das Tauziehen um die hochprofitable OMVTochter Borealis den Job gekostet haben.
Roiss, der selbst Borealis- und OMV-Aktien besitzt, schoss gegen einen gänzlichen Verkauf der Petrochemietochter an den OMV-Kernaktionär IPIC quer, verfocht stattdessen einen Börsengang. „Das wurde immer abgelehnt. Denken Sie sich, wie schwierig es für einen Manager ist, über einen Kaufpreis zu verhandeln, wo der Eigentümer dann noch einmal über ihm im Aufsichtsrat sitzt. Das überlebt man selten.“
Inzwischen ist der seinerzeitige IPICChef und Widersacher Khadem Abdullah Al Quabaisi wegen Korruptionsvorwürfen
WIEN.
nicht mehr im Amt, sodass Roiss doch noch auf den Börsengang hofft. Größter Aktionär ist die IPIC mit 64 Prozent, 36 Prozent hält die OMV.
Stolz sei er auf den Einstieg in Fördergebiete in der Nordsee, die mit 50.000 Fass Jahresproduktion den Ausfall von 40.000 Fass aus Libyen und dem Jemen mehr als ausgleichen.
Nabucco als Flop
DieNabucco-Pipeline, das „lauteste Thema“seiner Amtszeit, müsse er als Flop verbuchen. Ihr Scheitern sei auch Versagen Europas. Die EU müsse umdenken, inKonsortien Anteile übernehmen, weil sie neue „GasHighways“brauche. Roiss hofft auf politischen Frieden mit dem Iran. „Das hat große Bedeutung für dieWelt.“
Er selbst ist seit April im Verwaltungsrat des Schweizer Konzerns Sulzer und prüft noch ähnliche Angebote. Er bleibe jedenfalls Unternehmer, werde jedoch nie mehr operativer Manager. Roiss: „Mein Credo war immer die Unabhängigkeit.“
CLAUDIA HAASE