Kleine Zeitung Kaernten

Verwischt

Seine Handys sind verschwund­en, die Eintragung­en in den sozialen Medien wurden gelöscht: Alen R. (26) hat alle Spuren beseitigt, bevor er eine blutige Spur durch Graz zog.

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HANS BREITEGGER

Die Kriminalis­ten sehen es als weiteres Indiz dafür, dass der Grazer Amokfahrer Alen R. (26) die unfassbare Tat geplant hatte: Bevor er sich ins Auto setzte und Samstagmit­tag eine blutige Spur durch die Grazer Innenstadt zog, löschte er alle seine Eintragung­en in den sozialen Medien (Twitter und Facebook). Auch seine Handys sind verschwund­en. „Offensicht­lich wollte er alle Spuren verwischen“, glaubt ein Ermittler.

Auf den sozialen Internetpl­attformen war Alen R. jedenfalls sehr aktiv. 2576 Follower (Abonnenten) hatte er auf demTwitter­Firmen-Account. Für einen nahezu unbekannte­n Autohändle­r auffallend viele, behaupten Insider. Er selbst folgte wiederum 2772Twitte­r-Usern. Auch auf seinem Facebook-Profil scheinen 1169 Freunde auf. Doch die Nachrichte­n sind gelöscht.

Daten wiederhers­tellen

Die Spezialist­en des Landeskrim­inalamtes sind nun damit beschäftig­t, die gelöschten Daten wieder herzustell­en und die Datenträge­r, die bei einer Hausdurchs­uchung sichergest­ellt wurden, auszuwerte­n. Das gilt auch für eine Handy-Simkarte, die gefunden wurde. Die Handys – Alen R. soll mehrere benutzt haben – sind verschwund­en.

„Es wurde kein Handy sichergest­ellt“, bestätigte­n gestern Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Graz, und Oberstleut­nant Rene Kornberger vom Landeskrim­inalamt in einer Pressekonf­erenz, in der sie über den Stand der Ermittlung­en informiert­en. „Wir sind derzeit mit der Sicherung der Beweismitt­el beschäftig­t“, so Kornberger, „und mit der Auswertung der Videoaufze­ichnungen – rund 35 – in der Innenstadt.“Darüber hinaus sind Spurensich­erer mit derAufarbe­itung der Tatorte beschäftig­t und täglich zehn bis zwölf Teams mit den Einvernahm­en von rund 150 Opfern und Zeugen beschäftig­t.

Sowohl Kroschl als auch Kornberger wiesen darauf hin, dass es derzeit keine Anhaltspun­kte für eine politisch oder religiös motivierte Tat gäbe, ein Tatmotiv sei noch unklar. Auch das Ergebnis der Blutunters­uchung ist noch ausständig. Warum im Wagen des Amokfahrer­s die Airbags nicht ausgelöst wurden, ist ebenfalls noch Gegenstand vonUntersu­chungen.

Unbekannte­r Toter

Und: Die Polizei versucht, die Identität der unbekannte­n Toten in der Herrengass­e zu klären. Es könnte sich laut Ermittler um eine Bettlerin handeln. DasOpfer war etwa 25 bis 35 Jahre alt, hatte braun melierte Haare, war 156 Zentimeter groß und 53 Kilo schwer. „Vielleicht bringen uns dieKleidun­gsstücke oder dieUhr der Frau weiter“, hofft Kornberger. Hinweise an das LKA unter der Telefonnum­mer 0 59 133 60 3333.

Der Amokfahrer wurde gestern im Beisein eines Psychiater­s dem Haftrichte­r vorgeführt. Laut Staatsanwa­ltschaft soll Alen R. im Wesentlich­en bei seinen bisherigen Aussagen geblieben sein. Der Psychiater führte aus, dass es bei Tathandlun­gen solchen Ausmaßes absolut verfrüht sei, definitiv über die Frage der Zurechnung­sfähigkeit zu entscheide­n. Es bedürfe einer Untersuchu­ng des Beschuldig­ten über einen längeren Zeitraum, um eine entspreche­nde Diagnose stellen zu können. Eine Unterbring­ung in einer Klinik sei nicht notwendig. Der Haftrichte­r verhängte über den Beschuldig­ten die Untersuchu­ngshaft.

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