„Spaß-Gedanke istamVormarsch“
Der Berg bleibt gefährlich: zwei Bergführer über den Umgang mit Gefahren.
Die Kärntner Bergrettung wurde imVorjahr zu 569 Einsätzen gerufen: zu so vielen wie noch nie. Im Steigen begriffen sind vor allem Bergrettungseinsätze. In ganz Österreich verunglückten zwischen November 2014 und März 2015 mehr als 6500 Menschen in den Bergen.
Konfrontiert sind damit in erster Linie Bergretter und Bergführer. Peter Tembler, Hüttenwirt der Erzherzog-Johann-Hütte auf dem Großglockner und Leiter der Bergrettung Kals, sieht jedoch keine Zunahme an Unfällen: „Es sind mehr Freizeitsportler in den Bergen, ja, aber Unfälle haben wir in Kals nicht mehr.“Eines hat sich jedoch verändert: „Die Leute trauen sich ab und zu relativ viel zu. Es sind auch bei schlechtem Wetter mehr Leute als früher unterwegs. Vielleicht ist das auch auf die guteAusrüstung zurückzuführen.“Und er sagt ganz klar: „Der Spaß-Gedanke ist am Vormarsch.“Für den Wernberger Christoph Gruber, Bergführer und Gründer von „Alpsolution“, ersetzt die Ausrüstung nicht das Wissen über die Gefahren: „Ein Lawinen-Airbag ist ja nicht dafür da, dass er das Auslösen einer Lawine verhindert. Es ist wie beim Autofahren, das Risiko in den Bergen ist nicht geringer geworden.“Bergretter Tembler schlägt in die gleiche Kerbe: „Wenn man zu viel subjektive Sicherheit um sich hat, traut man sich mehr.“Doch schreckliche Unfälle wie aufdemGroßglockner wird es immer geben. Daher kann es auch erfahreneBergretter, nicht nur unerfahrene Hobby-Bergsportler treffen. Den Großglockner sieht Gruber aber als Besonderheit an: „Das ist die Hauptattraktion. Dort haben Bergführer den Vorteil, dass es eine gute Spurenanlage gibt, es sind viele Führer unterwegs, man weiß, wie es in verschiedenen Höhenlagen aussieht. Das kann man auf Gäste abstimmen.“
Der schreckliche Unfall passierte aber abseits dieses GlocknerAuch wenn immer mehr inAusbildung und Sicherheit investiert werden, kann man die Gefahren nicht auf null reduzieren. Das weiß auch Bergführer Tembler: „Nichts im Leben ist zu 100 Prozent sicher.“
ANDREAS KANATSCHNIG