Lehrerin verliert „Haxlstell-Prozess“
Osttirolerin stolperte über Beine eines Schülers, klagte – und muss nun zahlen.
Selten hat ein Zwischenfall an einer Osttiroler Schule für derart großes Aufsehen gesorgt: 1700 Euro Schmerzensgeld wollte eine Lehrerin der Neuen Mittelschule Lienz Nord von einem Schüler – er soll sie im April des vergangenen Jahres im Zeichenunterricht absichtlich „gehaxlt“haben.
Die Verletzung hat laut Lehrerin damals zu sechs Wochen Krankenstand geführt. Der Schüler hingegen war sich keiner Schuld bewusst – aufgrund der zu niedrigen Schulbänke, müsse er dauernd mit ausgestreckten Beinen dasitzen. Die zweite Prozessrunde Ende April im Bezirksgericht Lienz führte zu keinem Ergebnis. „DasUrteil ergeht schriftlich“, erklärte damals die Richterin Sonja Egger. Seitdem wartete man auf beiden Seiten gebannt auf Post vom Gericht.
„ Nicht aufmerksam“
Nun ist das neun Seiten starke Urteil da und bringt folgendes Ergebnis: Die Forderung der Lehrerin nach Schmerzensgeld wurde abgewiesen. Für die klagende Pädagogin kommt es allerdings noch dicker: Sie muss dem Schüler Sonja Egger Bezirksgericht Lienz auch die Prozesskosten von rund 1100 Euro ersetzen.
Laut Urteil hat die Klägerin den Boden vor sich „nicht ausreichend aufmerksam beobachtet“. Das Mitverschulden des Schülers sei hingegen „derart gering anzusehen, dass es zur Gänze zu vernachlässigen ist“.
Ohne Emotionen
Zufrieden über die Entscheidung zeigte man sich in der Lienzer Rechtsanwaltskanzlei „Seirer & Weichselbraun“, welche den Schüler in der Causa vertreten hat. „Es ist wirklich sehr fachlich geschrieben und ganz ohne Emotionen“, berichtet Anwalt Gerhard Seirer erleichtert im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.
MICHAEL EGGER