Andritz-Boss: „Pläne sind aufgegangen“
Wolfgang Leitner ist erfreut über Einstieg in die chinesische Automobilindustrie.
GRAZ. Als Andritz vor zwei Jahren nach extremlangerVorarbeit den deutschen Pressenhersteller Schuler in Göppingen übernahm, waren damit klare Wachstumsfantasien verbunden. Dann war es eher still um das Unternehmen, bei prall gefüllten Auftragsbüchern wurde es umstrukturiert. Inzwischen hat Andritz nicht nur 400 Millionen Euro des Kaufpreises von 600 Millionen Euro wieder hereingespielt. Am Dienstag setzte Andritz-Chef Wolfgang Leitner auch einen ersten großen Expansionsschritt für das eng mit der Automobilindustrie verwobene Unternehmen. Schuler kauft sich mit 51 Prozent beim chinesischen Pressen- und Werkzeughersteller Yangzhou Metal Forming Machine Tool, kurz Yadon, ein. Das Unternehmen hat an drei Standorten 1100 Mitarbeiter, Schuler hatte bisher 5500 weltweit.
Nachfrage nach Billigautos
Leitner freut sich vor allem über die strategisch spannende Verstärkung in China. „In fast allen chinesischen Autowerken der großen deutschenAutohersteller stehen Schuler-Pressen. Aber künftig werden die rein chinesischen Autoproduktionen stark zulegen, weil die Nachfrage nach günstigen Autos rasant wächst.“In diesem Segment sei Schuler bisher nicht vertreten, so Leitner. Dafür brauchemanauch ausKostengründen ein chinesisches Unternehmen.
Mittelfristig kann Schuler den Anteil weiter aufstocken. Da Yadon zudem kaum Produktüberlappungen mit Schuler habe, sei das eine ideale Ergänzung. „Wir werden das jetzt mit der ein oder anderen Prise Technologie von Schuler würzen“, sagt Leitner zur Kleinen Zeitung.
Welche Wachstumserwartungen er mit Yadon verknüpfe, wollte Leitner nicht sagen. Für kleinere, einfachere Pressen biete dieser „strategisch wichtige Markt“jedenfalls beste Möglichkeiten. Schon jetzt habe China am Weltmarkt für Pressen einen Anteil von 40 Prozent. Bisherwar Yadon nicht im Export tätig, das soll sich ändern. Besonders interessant sei Südamerika, aber auch Russland, das sich aufgrund der politischen Eiszeit mit Europa stark nach China orientiert.
Die ehrgeizigen Pläne, die Andritz 2013 bei der Schuler-Übernahme geschmiedet hatte, sind Leitner zufolge jedenfalls „1:1“aufgegangen. Seit der Übernahme sei derUmsatz um 100 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro gewachsen. Schuler gilt als hochprofitabel, machte zuletzt 67 Millionen Euro Gewinn.
Leitner trimmt die AndritzTochter zu einem Hightech-Anbieter für Autoformbauteile, setzt dabei auch auf hochfeste Stähle, Kohlefaser und Aluminium. Die Technologien aus dem Karosseriebau sollen verstärkt auch in anderen Geschäftsfeldern Anwendung finden.
CLAUDIA HAASE