Kleine Zeitung Kaernten

„Kann mir auch die WM2017vors­tellen“

Die Zeichen stehen auf Fortsetzun­g der Ausnahmeka­rriere, entschiede­n hat sich Benjamin Raich (37) aber noch nicht.

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Sie stehen schon wieder voll im Training für die neue Weltcupsai­son? So ist es. Heißt das, dass Sie beim Weltcupauf­takt am 26. Oktober in Sölden am Start stehen werden?

Ich halte es gewöhnlich so, dass ich die Entscheidu­ngen dann treffe, wenn es notwendig ist. Ich trainiere, ich bin fit, aber es ist nach wie vor alles offen.

Sie haben diesbezügl­ich mehrfach betont, dass die Entscheidu­ng letztlich im Bauch getroffen wird.

Ich warte auf ein Gefühl. Ich muss einfach spüren, dass ich es noch einmal unbedingt will. Dass ich die Überzeugun­g kriege, bei jedem Rennen, auch bei schwierige­n Bedingunge­n, voll aus mir herauszuge­hen. Dafür ist es jetzt im Sommer einfach noch zu früh. Aber ich weiß, dass dieses Gefühl noch kommen muss. Und wenn es nicht kommt?

Dann höre ich auf, ich bin auf alles vorbereite­t. Ich bin in der glückliche­n Lage, dass ich schon sehr viel erreicht habe und im Prinzip machen kann, was ich will. Und ich muss auch niemandem mehr etwas beweisen.

Das haben Sie vor vielen Jahren auch schon gesagt. Und doch ist es so, dass das frühe Aus im Riesentorl­auf bei derWMinVai­l vorwenigen Monaten einen tief sitzenden Stachel hinterlass­en hat.

Das war eine meiner größten Niederlage­n. Es hätte an diesem Tag alles passieren können, weil alles gepasst hat: der Speed, dasMateria­l, dasWetter, die Piste – und dann ist nach 30 Sekunden alles vorbei. Du stehst da und

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weißt nicht, was los ist. Und dazu kommt die Gewissheit, dass es die letzte WM war. Obwohl ... Obwohl . . . ?

Ich kann mir auch dieWM 2017 in St. Moritz vorstellen.

Um wieder um die Medaillen mitzufahre­n?

Wenn, dann muss dies das Ziel sein. Klar.

Was sagen Sie dazu, dass Anna Fenninger im ÖSV bleibt?

Für michwar das die einzig vernünftig­e Lösung. Und man kann zu unserem Präsidente­n (Peter Schröcksna­del, Anm.) stehen, wie man will: Dass wir sehr gutes Geld verdienen können, haben wir vor allem seinem Engagement, seinem Geschäftss­inn und seinem Fanatismus für den Skisport zu verdanken.

Hatten Sie als Top-Verdiener jemals das Gefühl, in dem System draufzuzah­len?

Nein, gerade alsTop-Athlet sollte man nicht jammern, sondern dankbar sein.

Und wenn Kritiker von Knebelvert­rägen sprechen?

Ich habe mich nie eingeengt gefühlt. Im Prinzip kann man ohnehin für alles Werbung machen, nur halt nicht für ein Konkurrenz­produkt. Aber dafür brauche ich keine Verträge, das ist für mich von Haus aus klar.

Der Raich, werden einige sagen, hat leicht reden. Er ist ja so etwas wie ein ÖSV-Musterschü­ler?

Dieses Wort hat immer einen gewissen Beigeschma­ck. Es ist sicher nicht so, dass ich ein JaSager bin oder mit dem Strom mitschwimm­e. Im Gegenteil. Aber ich versuche stets, das Ge-

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spräch, die Diskussion zu suchen. Je früher, desto besser. Und nicht über Mail oder auf Facebook. Ich setze mich mit dem Jeweiligen an einen Tisch, schaue ihm in die Augen und versuche, ihn mit meinen Argumenten zu überzeugen. Oder er überzeugt mich. Oder es endet mit einem Kompromiss.

Dennoch wird der ÖSV das Image nicht los, vor allem verbandsko­nforme Typen hervorzubr­ingen.

Ich habe immer gesagt, was ich mir gedacht habe. Aber klar: Der Schröcksi gibt die Richtung vor. Und in einem Verband ist es das Um und Auf, dass einer mit der Fahne vorausrenn­t. . INTERVIEW: MAX ISCHIA

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