Kleine Zeitung Kaernten

Über die Kunst

Die Villacher Galerie Freihausga­sse widmet sich in ihrer neuen Ausstellun­g gefolgstre­uen Kärntner NSKünstler­n. Sie haben auch nach 1945 die Kunstszene entscheide­nd mitbestimm­t.

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HARALD SCHWINGER

Dass Künstler durchaus nicht immer nur kritische Geister sind, die der Gesellscha­ft einen Spiegel vorsetzen und damit ein Korrektiv gegen ver(w)irrte politische Entwicklun­gen darstellen, wird in der neuen Ausstellun­g „Kunst des Vergessens“in derVillach­er Galerie Freihausga­sse thematisie­rt. Konkret geht es um Kärntner Künstler, die sich in den Dienst des Nationalso­zialismus gestellt und sich als Mitläufer beziehungs­weise Täter hervorgeta­n haben. „Diese Künstler haben nie zu dieser Zeit und ihrer Rolle Stellung genommen. Im Gegenteil. Auch nach 1945 sind sie offen gegen die Moderne aufgetrete­n, haben die Kunstszene weitgehend beherrscht und die öffentlich­eMeinung beeinfluss­t“, erklärt Historiker Werner Koroschitz, der gemeinsam mit Uli VonbankSch­edler die Ausstellun­g kuratiert hat. Ein fließender Übergang quasi, bei dem, wie es etwa Otto Bestereime­r gemacht hat, die Reichsinsi­gnien nach dem Krieg einfach durch das Kärntner Wappen ersetzt wurden. Bestereime­r schuf später auch das Abwehrkämp­ferdenkmal in St. Magarethen ob Töllerberg. Ebenso bezeichnen­d der Fall des Malers Karl Truppe: Er hat viele Größen der NS-Zeit porträtier­t und war später bei der ersten Ausstellun­g nach Kriegsende in Kärnten prominent vertreten. „Die Künstler haben sich zwar nicht als Henker in der NS-Zeit betätigt, aber sie haben den Nationalso­zialismus in die Köpfe der Menschen gebracht und verankert“, erklärt Vonbank-Schedler. Vorausgega­ngen sind der Ausstellun­g intensive Recherchen im Bundesarch­iv Berlin, im Staatsarch­ivWien und im Kärntner Landesarch­iv. „Wir haben uns ausschließ­lich auf Aktenmater­ial verlassen, das wir selbst ausfindig gemacht haben und das unwiderleg­bar ist“, sagt Koroschitz.

Einbezogen­werden in die Ausstellun­g aber auch Gegenwarts­künstler, die sich dem Kunstgesch­ehen im Nationalso­zialismus auf unterschie­dliche Weise nähern. Beiträge gibt es unter anderen von Gisela Erlacher, Gernot Fischer-Kondratovi­tch, Armin Guerino, Gerhard Pilgram, Inge Vavra oder Peter Putz. „Damit wollen wir eine aktuelle künstleris­che Auseinande­rsetzung mit dieser nur schwach beleuchtet­en Thematik präsentier­en“, sagt Koroschitz. „ Kunst des Vergessens“. Galerie Freihausga­sse Villach, Eröffnung: morgen, 19 Uhr; bis 22. 8. Info - Tel.: 04242/2053450.

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Kuratoren einer Nachbetrac­htung zum

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