Vomerbarmungslosen Zufall einer Amokfahrt
„Ungeheuer ist vieles, aber nichts ist ungeheurer als der Mensch“, meinte nicht nur Sophokles.
Plötzlich bekamichamSamstag um 13.49 Uhr ein SMS meiner Tochter, die in Graz lebt: „Hi Papa, mir geht‘s gut, das wollt ich nur sagen, damit du dir keine Sorgen machst, da ist heute nämlich in Graz ein Verrückter in eine Menschenmasse reingefahren. Bussis S.“
Zu dem Zeitpunkt hatte ich von dem Inferno keine Ahnung. Mittlerweile weiß ich dank der Sonderberichterstattung tags darauf alles – und gleichzeitig nichts. „Ungeheuer ist vieles, aber nichts ist ungeheurer als der Mensch!“, heißt es bei Sophokles. Wie so oft in meinem Leben habe ich nur Fragen, keine Antworten . . . Der „Amokfahrer Psychose psychischen Probleme hört sie nicht, und man kann sich nicht dagegen impfen lassen! Man erkennt sie erst an den Katastrophen, die sie anrichten, nicht an den Katastrophen, von denen sie hervorgerufen worden sind. Wie weit zurück können die Ursachen einer Tragödie liegen, wie gut versteckt können sie sein! Auf welch furchtbare Weise können unschuldige Opfer mit fast naturgesetzlicher Brutalität und Unbedingtheit später selber Täter werden und neue unschuldige Opfer fordern! ie lange kann Sprengstoff irgendwo vergraben sein und dann doch noch detonieren! Wie viele Jahre vergehen manchmal, bis der blinde Zufall erbarmungslos zuschlägt,
WMenschen in schreckliches Unglück stürzt und Leben zerstört! Nichts ist ungeheurer als derMensch! eine Tochter wurde geboren, als im Balkankrieg die brutalen Kämpfe um Sarajevo begannen, die schrecklichen 1425 Tage, die längste Belagerung einer Stadt im 20. Jahrhundert. Aber sie hatte damals Glück, denn sie kam ein paar hundert Kilometer nördlich im tiefsten Frieden auf die Welt, und sie hatte diesmal Glück, denn sie war ein paar hundert Meter von der Route der Amokfahrt entfernt... Das alles schrieb ich ihr in meiner SMSAntwort gar nicht, sondern nur das Wichtigste: „Hi mein Schatz, danke für die Info, hab noch nix gehört, hdl, Bussi P…“
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