Interview.
Frau des Grazer Amokfahrers sagt: „Er wollte Sklavin, die Kinder gebärt.“
Das war ein Schock für mich. Es tut mir so Menschen.“leid für diese Elena R. ( 22), die Frau des Alen R. aus Kalsdorf auf die Frage nach ihren ersten Gedanken nach der Amokfahrt. ORF/ THEMA
BERND HECKE
Drei Menschen sind tot, Dutzende verletzt, Graz stand unter Schock. Seither sind auch das familiäre Umfeld des 26-jährigen Amokfahrers Alen R. aus Kalsdorf und seine bosnischmuslimenWurzeln im Fokus der polizeilichen Ermittlungen.
Die Polizei hat Elena R. ja in der Vorwoche einvernommen. Dort hat die Frau des Amokfahrers erzählt, er habe von ihr verlangt, sie solle ein Kopftuch tragen. Die Frau gab auch zu Protokoll, dass sie von ihrem Gatten wiederholt geschlagen, gewürgt und eingesperrt worden sei.
Gestern erzählte sie auch Christoph Feuerstein in der ORFSendung Thema – mit tränenerstickter Stimme – von ihremMartyrium: „Er hat mich geschlagen und getreten – jeden Tag –, auch in der Schwangerschaft. Es war ihm egal, ob ich schwanger bin oder nicht.“Kennengelernt hat Elena Alen via Internet. Anfangs habe er sich „verstellt wie ein guter, wie ein sehr liebenswerter Mensch“. Kaum ist die Touristikfachfrau vor vier Jahren aus Bosnien nach Kalsdorf gekommen, hat er ihr den Pass weggenommen, begann die Gewaltspirale.
Sie wollte weg, hatte aber weder Geld, Pass noch ein Handy und durfte das Haus „nie alleine“
verlassen: „Er wollte, dass ich eine Sklavin bin, die Kinder gebärt.“Kochen, putzen, auf die Kinder schauen. Es habe Morddrohungen gegeben – gegen sie und ihre Familie – auch von den Schwiegereltern. Alen R. habe sie mit derWaffe bedroht, mit der er von der Terrasse und aus dem Fenster in den Acker geschossen hat.
Die Polizei ist mehrfach ins Haus gekommen. Als die Lage eskalierte, weil sie die Scheidung verlangte, hat sie ihre Mutter angerufen, die die Gewaltausbrüche und das Geschrei gehört habe. Sie hat die Polizei gerufen, die Alen R. am 28. Mai weggewiesen hat. Die 22-Jährige wurde mit ihren kleinen Söhnen (eineinhalb Jahre und drei Monate alt) auf eigenen Wunsch ins Frauenhaus gebracht. Jetzt ist sie an einem geheim gehaltenen, sicheren Ort.
„ Ein Schock für mich“
Auf die Frage, was ihre ersten Gedanken nach der Amokfahrt waren, sagt Elena R.: „Das war ein Schock für mich! Es tut mir so leid für diese Menschen!“Ob ihr Mann religiös sei? „Das weiß ich nicht.“Über religiösen Fanatismus ihres Mannes wollte und konnte sie nichts sagen.
Nach weiteren Erhebungen und Überprüfungen blieben Beamte des Landeskriminalamts auf Anfrage gestern bei der Einschätzung, die es schon zu Beginn der Ermittlungen gegeben hat: „Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass hier eine extremistische oder terroristische Tat vorliegt.“
Alen R. sitzt indes weiter in der Justizanstalt Jakomini ein und wird – wie die Staatsanwaltschaft bestätigt – „alleine und von den anderen Häftlingen abgesondert verwahrt.“Die Entscheidung über eine Verlängerung seiner U-Haft (Haftprüfung) muss spätestens am 7. Juli erfolgen. Das psychologische Gutachten ist in Arbeit.