Zerstörerischer Populismus
Die Leserbriefe erscheinen im Ressort Dialog,
Leitung: WOLFGANG RAUSCH, Leserbrief-Ansprechpartnerin: SONJA SCHINDLER, leserbriefe@ kleinezeitung. at, Fax: 0463/58 00-307, per Post an Kleine Zeitung Leserbriefe,
Funderstraße 1 a, 9020 Klagenfurt. Die Leidtragenden der gescheiterten Verhandlungen sind die einfachen Griechen. Der Grexit mit all seinen unvorhersehbaren Folgen ist näher denn je.
Tsipras und Varofakis sind geübte Links-Populisten. Sie sparen nicht mit Beschuldigungen. Die Sparpolitik der EU sei schuld an der griechischen Finanzmisere und am Scheitern der Verhandlungen. Varoufakis, der Spieltheoretiker, benutzte die Verhandlungen mit seinen 18 Ministerkollegen um sie zu belehren, sie müssten seinen Ideen vom gänzlichen Schuldenerlass vorbehaltlos zustimmen. Da er die Verhandlungen als Pokerspiel missbrauchte, bemerkte er nicht, dass er das Spiel haushoch verlor, 18:1. Allewaren gegen ihn. Weil er den Verhandlungssaal verließ, mussten die Verhandlungen über weitere Hilfsgelder als gescheitert erklärt werden.
Tsipras, der charmante, aber sture Populist, sah die Verhandlungen als Kampf zwischen den berechtigten Anliegen der Griechen und der „bösen EU“. Vor wenigenMonaten verkündete er: „Wir haben eine Schlacht gewonnen, aber noch nicht den Krieg.“Was für eine martialische Sprache! In den EU-Verträgen ist nirgends von „Schlacht und Krieg“die Rede. Ziel der EUist der Friede! So steht es im Artikel 3 des Lissabon-Vertrages. Die Vorstellung vom Kampf der tapferen Griechen gegen die EU ist eine Wahnidee imKopf desHerrnTsipras, die wir auf keinen Fall übernehmen dürfen.
Was müssen wir tun? Das Ziel der EU, der Friede, muss in jeder Generation geübt werden, die EU-Verträge sollen an höheren Schulen gelehrt und gelernt werden. Es darf nicht sein, dass wir die EU ablehnen, ohne die EUVerträge zu kennen. Wenn leichtfertig über die „Bürokraten in Brüssel“geschimpft wird, sollten wir auf keinen Fall mitmachen. Denn populistische Besserwisser zerstören das „Miteinander“, die Basis der ganzen EU und die Basis unseres täglichen Lebens.
Hans Rapp, Kirchbach