PORTRÄT DES TAGES Ein kantiger Krisenmanager
Bob Dudley und BP verhandelten höchsten Schadensersatz aller Zeiten.
Als der „Retter aus Mississippi“wurde Bob Dudley im Oktober 2010 inthronisiert. Er übernahm den laut internationalen Medien „schwersten Job der Welt“– jenen als Vorstandschef des Ölriesen BP. Der studierte Chemie-Ingenieur kletterte inmitten einer der größten Umweltkatastrophen der US-Geschichte an die Spitze des Konzerns. Das erste Mal in der Geschichtewar mit dem Amerikaner ein Ausländer Chef des britischen Energieunternehmens. 2010 explodierte am Golf von Mexiko die Ölplattform „Deepwater Horizon“, elf Arbeiter starben, Hunderte Millionen Liter Öl strömten über fast 90 quälende Tage ins Meer. Das Krisenmanagement seines Vorgängers Tony Hayward war erbärmlich. Branchenveteran Dudley gilt indes als Experte für heikle Missionen. Der gebürtige New Yorker ist in Mississippi aufgewachsen, kennt die zerstörten
geborenam14. 9. 1955 in New York, aufgewachsen in Mississippi. Er studierte Chemie und Management.
Er arbeitete bis zur Fusion mit BP 1998 bei der Amoco Corporation. War für BP u. a. in Russland tätig, ab 2009 Vorstand, seit 2010 BP-Chef.
Robert Dudley,
Karriere:
Küstenabschnitte aus dem Effeff. Auch sein Südstaatenakzent half – zumindest atmosphärisch – im Umgang mit den Abertausenden Betroffenen. In seiner Jugend fischte und schwamm er selbst an jenen Stränden des Golfs, die am heftigsten von der Ölpest betroffen waren.
Gut fünf Jahre nach der Katastrophe zahlt BP nun den höchsten Schadenersatz in der US-Wirtschaftsgeschichte. Nach einer langwierig ausverhandelten Einigung mit der US-Regierung flie- ßen Entschädigungen von fast 17 Milliarden Euro. Das Ergebnis bringe allen Beteiligten „Klarheit und Sicherheit“, die Region könne so renaturiert werden, sagt der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder. Insgesamt kostet BP die Katastrophe deutlich mehr als 40 Milliarden Euro.
Doch nicht nur die schlimme Vergangenheit fordern den als nervenstark und strategisch versiert beschriebenen Dudley und BP. Auf die stark gefallenen Ölpreise reagierte er u. a. mit dem Einfrieren der Löhne von 84.000 Mitarbeitern. Noch vor rund zehn JahrenwarBP sogar derwertvollste Konzern Europas, Ölpreisverfall und Katastrophen haben aber ihre Spuren hinterlassen. Nicht so bei den Jahresgagen des hochgewachsenen Managers. Im Vorjahr lag seineVergütung bei zwölf Millionen Euro, er zählt also verlässlich zu den bestbezahlten Bossen Europas. MANFRED NEUPER