Verkleide
Ein echter Traumberuf: Die Bregenzerin Susanne Thomasberger ist Kostümbildnerin.
War der Wunsch, am Theater zu arbeiten, schon sehr früh da?
Ja, denn ich bin in einer künstlerischen Familie aufgewachsen. Theater, Literatur, Kunst hat mich mehr und mehr interessiert, und bei meiner jetzigen Tätigkeit kann ich ja wirklich alle Leidenschaften vereinen.
In Mörbisch zeichnen Sie nur für die Kostüme verantwortlich, aber Sie haben an der Akademie in Wien auch Bühnenbild studiert?
Das macht man normalerweise. Denn wer nur vom Kostüm kommt, kann kein Bühnenbild machen. In Mörbisch bin ich froh, dass ich mich nur der einen Seite widmen darf. Schon allein wegen der Dimensionen der Seebühne.
Was ist im konkreten Fall, bei der „Nacht in Venedig“, wichtig?
Das Studium der einzelnen Figuren. Ich frage: Welcher Charakter ist dieser Typ und was will ich über ihn erzählen? Wir verkleiden nicht, sondern das Kostüm soll den Charakter desBetreffenden transpor-
SUSANNE THOMASBERGER:
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tieren, damit das Publikum sieht, welcher Mensch dahintersteckt.
Nicht immer kannmanso in Farben schwelgen wie bei dieser Produktion.
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Dazu braucht man aber die richtige Farbkomposition, damit die Zuschauer schnell erkennen: Wer ist wer? Ich muss also individuell entwerfen, und trotzdem soll alles eine Einheit ergeben. Gott sei Dank habe ich mit der riesigen Seebühne nicht die geringsten Schwierigkeiten.
Weil?
THOMASBERGER:
Weil ich früher bei den Bregenzer Seefestspielen hospitiert habe. Ich war gerade erst zehn, habe aber jede Vorstellung gesehen. Ich habe in Wien studiert, bei Professor Erich Wonder mein Diplom gemacht, doch im Sommer arbeitete ich immer in Bregenz hinter den Kulissen, habe alles – zum Beispiel auch Beleuchtung – von der Pike auf gelernt. Direkt nach dem Studium bewarb ich mich um einen Posten in der technischen Leitung in Bregenz. Ich wurde genommen, durfte dort unter ande- remmit einem Jerome Savary zusammenarbeiten?
Wie war er?
THOMASBERGER:
Ein VollblutTheatermensch, seine Emotionen und seine Energie hat man bis in den Zuschauerraum gespürt. Und seine „Skandale“hat er bereits im Vorfeld inszeniert. Für mich eine wunderbare Schule.
Gab es noch einen Regisseur, von dem Sie besonders profitiert haben?
Ja, von Johannes Schaaf, für den ich an der Deutschen Oper in Berlin Respighis „Marie Victoire“ausstattete. Ein ebensolches Vollblut wie Savary. Schaaf lebte in seinen Projekten, hat mit solcher Hingabe inszeniert, dass alles nachvollziehbar war.
THOMASBERGER:
Nach zwei Jahren in der Produktion und technischen Leitung in Bregenz sind Sie damals weggegangen. Warum?
Weil ich auch das Repertoiretheater kennenlernen wollte. So kam ich als Bühnenbildassistentin nach Basel, wo ich meine erste eigene Produktion auf die Bühne stellen durfte. „I Am Prepared To Die“, ein Stück überNelson Mandela, der damals noch inhaftiert war. Ich habe seine berühmte Rede vor Gericht szenisch umgesetzt. In der Folge gab es für mich immer wieder große Herausforderungen, etwa bei den Ostsee-Festspielen in Norddeutschland, wo ich fünf Jahre lang engagiert war. Da machten wir zum Beispiel „Hoffmanns Erzählungen“unter der
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