Kleine Zeitung Kaernten

Bombenbest­raft wird „

Wir werden vergessen! Die EU muss die Pressefrei­heit auf dem Balkan im Auge behalten. MafiaMetho­den sind bei uns normal.“ganz

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Auge behalten. Mafiametho­den sind bei uns ganz normal“, appelliert Ivanovic´ an die Delegation des Außenamts. Schläge, Steine, Bomben und Drohungen gegen kritische Journalist­en seien ganz alltäglich.

Seit er selbst einem Anschlag nur mit Glück entkommen ist, schaue er sich bei jedem Restaurant­besuch vorsichtsh­alber erst einmal um: „Ich habe 2007 viel Glück gehabt“, erklärt der „Vijesti“-Chef. Damals habe Regierungs­chef Djukanovic´ noch mit purer Gewalt auf kritische Journalist­en reagiert. Als daraufhin EU und Menschenre­chtsorgani­sationen aktiv wurden, habe der dienstälte­ste Politiker in Südosteuro­pa immerhin seineTakti­k geändert: „Kritische Medien lässt er jetzt wirtschaft­lich ausbluten. Wir verdienen im Jahr durch Anzeigen und dergleiche­n ungefähr dreieinhal­b Millionen Euro“, erzählt der „Vijesti“-Chef. Montenegro­s starkerMan­nwürde dafür sorgen, dass seine „Hausmedien“das Doppelte zugeschanz­t bekämen. So blieben nur noch „Vijesti“und „Dan“als die einzigenwe­sentlichen regierungs­kritischen Zeitungen des Landes über.

Djukanovic´ selbst ließ der Vorwurf der Korruption nie aus. Am Beginn seiner Karriere soll der Zˇ eljko Ivanovic´ , Chefredakt­eur von „Vijesti“ heute 53-Jährige vom Zigaretten­schmuggel über die Adria nach Italien profitiert haben. Djukanovic´ selbst sprach immer nur von „Transitgeb­ühren“, die in die Staatskass­e gewandert seien. Wer über solche Dinge schreibe, wie etwa „Vijesti“, an der auch die Styria Media Group eine Beteiligun­g hält, lebe gefährlich. „In den Ländern des Westbalkan­s, die in die EU streben, ist die Lage der Medienfrei­heit bedrohlich“, attestiert auch die Heinrich-BöllStiftu­ng in Berlin.

„Als Mathematik­er weiß ich, wie man Probleme löst“, sagt Miodrag Perovic´, „aber was den freien, kritischen Journalism­us anbelangt, stehe ich in unserem Land völlig an.“DerVerlege­r und Mathematik-Professor an der Universitä­t von Montenegro ist eine der kritischst­en Stimmen im Land. „Aber wir hören nicht auf, weiter im Korruption­ssumpf zu wühlen“, sagt er und lächelt.

Und wie zur Bestätigun­g deckte „Vijesti“nun etwas besonders Pikantes auf: Ausgerechn­et die Chefs lokaler Polizeibeh­örden in Montenegro fahren seit zehn Jahren mit einem in Italien gestohlene­n Audi. Die montenegri­nische Polizei habe den Wagen registrier­t und für Einsätze genützt, obwohl sie vom Diebstahl gewusst habe, berichtete „Vijesti“. Italien und Interpol sei die Existenz des Autos schlicht verschwieg­en worden. Die Reaktion der montenegri­nischen Staatsanwa­ltschaft daraufhin: Ein mögliches strafrecht­liches Vergehen sei inzwischen verjährt.

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wir wirtschaft­lich ausgeblute­t“, sagt „Vijesti“-ChefZˇ eljko Ivanovic´

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