„MitTsipras gibteskeine Sparpolitik!“
Giorgos Chondros, Mitglied im Zentralkomitee von Syriza, gibt sich vor dem Referendum kämpferisch. Er ist überzeugt davon, dass die Griechen die EU-Reformvorgaben ablehnen.
Herr Chondros, auf wie viele Stunden Schlaf kommen Sie derzeit?
(lacht laut): Ich habe vergessen, wann ich das letzte Mal geschlafen habe.
Haben Sie Angst vor dem Aufwachen morgen Früh?
Meine einzige Angst ist die Angst.
Sehr philosophisch, meinen Sie damit?
Das Einzige, wovor wir uns nicht ängstigen sollten, ist die Angst. Denn was sich da in der letzten Woche in Griechenland abgespielt hat, ist unglaublich! Daswar eineHetzkampagne mit dem Ziel, die griechische Bevölkerung zu ängstigen.
Seit fünf Jahren herrscht in Griechenland dieKrise, aber die Bilder, die man jetzt gesehen hat, gab es noch nie zuvor: Pensionisten, die sich vor den Banken um Zählkarten anstellen, damit sie zu bisschen Geld kommen. Ist das nicht zu Recht beängstigend?
Erstens: In diesen fünf Jahren haben die Pensionisten bis zu 40 Prozent ihrer Pension verloren. Zweitens: 52 Prozent der griechischen Haushalte haben einen Einkommensstand wie ihre Großelterngeneration . . .
Aber in dieserWoche haben sie überhaupt kein Geld bekommen! 70-, 80-Jährige, die in der Hitze Schlange standen! Schockieren Sie diese Bilder nicht?
Die Bilder sind schockierend, die Tatsachen aber se-
GIORGOS CHONDROS
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aber was hen so aus: Diese Entwicklung war nicht die Entscheidung der griechischen Regierung, denn die hat die gesamten Pensionen, aber auch die Löhne bei den Banken eingezahlt. Die Zentralbank aber hat beschlossen, die Banken in Griechenland geschlossen zu halten, in Absprache mit der EZB.
Viele stellten sich umsonst an. Warum hat es die Regierung nicht einmal geschafft, dieMenschen zu informieren, dass am Mittwoch die Pensionisten mit den Anfangsbuchstaben A bis G, am Donnerstag vonHbis – usw. drankommen?
Aber die griechische Regierung wurde auch nicht darüber informiert. Die Regierung war informiert.
Als das Referendum beschlossen wurde, hat die griechische Regierung einen Brief an den Herrn Draghi und auch an alle Institutionen geschrieben und gesagt: Damit das Referendum in Ruhe durchgeführt werden kann, soll die Liquidität der griechischen Banken für eine Woche gesichert werden. Stattdessen hat die Europäische Zentralbank die Liquidität nicht gesichert und Kapitalverkehrskontrollen veranlasst. Dann war die griechische Regierung gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen.
Griechenland steht heute so nah am Abgrund wie nie zuvor: Müssen die Griechen ihre Politiker nicht endgültig abschreiben?
Ich versichere Ihnen, dass das Referendum mit Nein
CHONDROS:
CHONDROS:
CHONDROS:
ausgeht, dass die Mehrheit der Griechen nicht mehr will, dass Griechenland erpresst wird von den Institutionen. Denn das Ziel der Institutionen ist das, was der Herr Schulz gesagt hat: Tsipras und Syriza müssen weg. Haben Sie das je in der Geschichte der Europäischen Union gehört?
Ist es nicht sehr befremdlich, wenn ein Linker wie Tsipras nicht einmal mehr von einem Sozialdemokraten Rückhalt bekommt?
Bitte reduzieren Sie den Herrn Schulz nicht auf den Sozialdemokraten! Der Herr Schulz ist Präsident des Europäischen Parlaments! Darum geht’s.
CHONDROS:
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sprach voneinem „absoluten Tiefpunkt“, was die Verhandlungsbereitschaft der griechischen Regierung betrifft. Man fragt sich schon: Was ist da los?
Ich sag Ihnen, was da los ist: Da gibt es die Pensionisten, die ein paar 100 Euro bekommen, und derVorschlag der Institutionenwar, den Solidaritätsbeitrag für die Mindestpensionisten, der 230 Euro ausmacht, einzusparen. Das war ein Ausgleich zu dem Vorschlag der griechischen Regierung, dieUnternehmensgewinne über 500.000 bis 2014 mit einer einmaligen Abgabe von 12
CHONDROS: