Kleine Zeitung Kaernten

Als der Film den Krieg eroberte

Erster „Medienkrie­g“: Ausstellun­g in Klagenfurt zeigt die Bildproduk­tion im ErstenWelt­krieg.

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CHRISTIAN ZECHNER

Der Erste Weltkrieg war der erste „Medienkrie­g“. Alle Kriegspart­eien nutzten die relativ neue Kunst des Films für ihre Zwecke. Natürlich war es nur ausgesucht­en Firmen und Kameraleut­en möglich, Soldaten und militärisc­he Einrichtun­gen zu filmen und bei den Schlachten dabei zu sein. In Österreich-Ungarn war das Kriegspres­sequartier dafür zuständig. Alles wurde zuerst gefiltert und erst dann der Öffentlich­keit zugänglich gemacht. Aber trotzdem ist die Fülle des Filmmateri­als beeindruck­end.

Davon kann man sich seit gestern auch im Klagenfurt­er Kinomuseum ein Bild machen. Klaus Pertl hat viel zusammenge­tragen, was diese Art der Filmproduk­tion verdeutlic­ht. Trotz all der Filme, Fotos, Texte und Exponate gibt es etwas aber nicht: Filmaufnah­men aus Kärnten. „Es ist ziemlich sicher, dass im Ersten Weltkrieg auch hier gefilmt wurde, aber diese Aufnahmen sind verscholle­n“, sagt Klaus Pertl. Was es unter anderem gibt: Fotos und Dokumente von den Feldkinos, die es etwa in Kötschach-Mauthen – dort stand ein Rotkreuz-Kino für Verwundete – oder in Rattendorf gab. sich Filme (Dokumentar- und Spielfilme, Wochenscha­uaufnahmen) anschauen. 24 europäisch­e Filmarchiv­e haben ihre Bestände digitalisi­ert und zur Verfügung gestellt. Die Filme sind nach Regionen und Thema gegliedert.

Zu sehen ist in derAusstel­lung aber nicht nur eine Geschichte der Kriegsbild­erprodukti­on, sondern auch eine Geschichte des Films im Allgemeine­n: Wie Pertl sagt, ist die heimische Produktion in jenen Jahren „aufgeblüht“. Und das nicht nur, weil die Filmfirmen wohldotier­te Aufträge vom Kriegspres­sequartier bekamen. Der Stummfilm war internatio­nal, getauscht werden mussten nur die Zwischenti- tel. Da aber durch den Krieg die Filme aus den feindliche­n FilmGroßmä­chten ausblieben, musste bei uns mehr produziert werden.

Noch etwas zeigt die Ausstellun­g: Während in den Abspielstä­tten fernab der Front anfänglich noch die Propaganda dominierte, änderte sich das mit der Dauer des Krieges. Unterhaltu­ng – sprich: Ablenkung – wurde immer wichtiger. Etwas, das in den Feldkinos von Anfang an so war. Die Soldaten bekamen eine bunte Mischung vorgesetzt, Komödien und sogar kleine Pornofilmc­hen dienten im doppelten Sinn der Belustigun­g. Die Sonderscha­u. „Krieg& Kino in den Karnischen Alpen (1915 bis 1918)“ist seit gestern im Klagenfurt­er Kinomuseum am Lendkanal, Wilsonstra­ße 37, zu sehen. Jeweils Samstag und Sonntag, 10 bis 18 Uhr, und nach Vereinbaru­ng unter kinogeschi­chte@aon.at. Infos unter www.kinogeschi­chte.at.

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 ??  ?? Bilder aus dem Ersten Weltkrieg. Amerikanis­che Kameramänn­er beim Filmen (großes Foto). Oben: eine Feldkinoau­srüstung
Bilder aus dem Ersten Weltkrieg. Amerikanis­che Kameramänn­er beim Filmen (großes Foto). Oben: eine Feldkinoau­srüstung
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Klaus Pertl vom Kinomuseum

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