Köszönöm und die Kettenbrücke
Unter einer Brücke durchzufliegen ist leichter, als sich auf ungarisch ordentlich zu bedanken.
Es ist so spektakulär, wie es auf den Bildern aussieht. Und ein bisschen ziehst du unwillkürlich denKopf ein, wenn du mit 300 Kilometern pro Stunde unter der Kettenbrücke in Budapest durchfliegst, nur wenige Meter über der Donau. Dann die Maschine hochziehen, den Schalter im spartanischenCockpit aufSmoke stellen und los geht der Luft-Slalom. Dafür ist die G-Belastung bei den engen Manövern harmlos – zumindest im Simulator. Der aber einen guten Eindruck von dem vermittelt, was die Piloten hier erwartet.
Freilich ohne Risiko und ohne denTemperatur-Faktor. Denn die Hitze der Stadt ist im Sommer brutal. Was Rainhard Fendrich schon in den 1980er Jahren über Wien gesagt hat, trifft auch auf Budapest im Juli 2015 zu. Schon am Vormittag flüchtet in den Schatten wer kann. Die Piloten aber werden in ihren Cockpits geradezu gekocht. Zwei kleine Lüftungsklappen, mehr haben die Maschinen nicht. „Und selbst die wollte mein Techniker Nigel zukleben, um die Aerodynamik zu verbessern“, sagt Hannes Arch. Drei Stunden vor dem ersten Einsatz schlapft er noch in Flip-Flops und Shorts durch den Hangar im Budaörs-Flugfeld am westlichen Stadtrand der ungarischen Hauptstadt. hn lässt die Hitze kalt.„Wenn du fit bist, kann das imVergleich zu den anderen Piloten ein Vorteil
Isein und am Ende den Unterschied ausmachen. Und die meisten sind gar nicht fit.“Selbstvertrauen Marke Arch. leich nach dem Qualifying erinnert übrigens nichts mehr an das Air Race. Schwuppdiwupp pfeift die Luft aus den Pylonen, die erschlafft in die Donau sinken. Auch die Plattformen auf denen die aufblasbaren Tore stehen, werden wieder an die Ufer geschoben. Dann keilen junge Männer in blau-weiß-quergestreiften Leibchen und Matrosenmützen wieder um Gäste für die Ausflugsboote. In gutem Deutsch meistens. Denn wer spricht schon Ungarisch? iese Ö-reiche Sprache überfordert den durchschnittlich begabten schon beim Nachplappern. „Köszönöm“, sagt Kellner Zoltan auf die Frage, wie man sich hier für die unaufdringliche, charmante Gastfreundlichkeit bedankt. Geschrieben sieht es leicht aus, aber gesprochen?! Also wechselt er einfach auf Deutsch. Zu Österreich fällt ihm als erstes Graz ein. „Meine Großmutter äh Mutter, hatte einen Freund in Graz, da waren wir oft, als ich noch klein war“, sagt Zoltan.
Eine paar Kilometerweiter öffnet Techniker Nigel die Kanzel bei Hannes Archs Edge 540 V3 und befreit den Österreicher aus der Gluthitze. Erster Kommentar? Köszönöm. Was sonst? KLAUS MOLIDOR, BUDAPEST
GD