Jetzt geht das Drama erst richtig los
Athen drängt nach Referendums-Nein auf eine rasche Einigung. Merkel und Hollande berufen für morgen einen Sondergipfel in Brüssel ein.
STEFAN WINKLER, MARKUS ZOTTLER
Der Élyséepalast war am schnellsten. Kurz nach 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit, als in Griechenland die Wahllokale schlossen und die ersten Prognosen eintrudelten, kündigte die französische Präsidentschaft in einem dürren Kommuniqué für heute Abend inParis ein Treffen zwischen dem französischen Staatsoberhaupt François Hollande und der deutschen Kanzlerin AngelaMerkel an.
Nach dem überwältigenden Nein der Griechen gegen den Spar- und Reformkurs ihrer Gläubiger schaltet Europa in den verschärften Krisenmodus. Schon morgen soll es in Brüssel einen Eurozonengipfel geben. Darauf haben sich Merkel und Hollande in einem ersten Telefonat am Sonntag verständigt.
Was das griechische Votum wirklich bedeutet, das wissen freilich weder das deutsch-französische Duo noch die Griechen noch der Rest Europas. Nicht einmal der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis, der sonst alles weiß und die Geldgeber vor dem Plebiszit als „Terroristen“beschimpfte, war sich nach der Abstimmung seiner Sache mehr so sicher. Binnen 24 Stundenwerde es eine Einigung zwischen Athen und seinen Geldgebern geben, hatte Varoufakis davor getönt. Gestern Abend fühlte er sich missverstanden. Er habe nur gemeint, dass es eine Einigung geben „könnte“, twitterte er.
Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hat eine rasche Übereinkunft erst vor wenigen Tagen explizit ausgeschlossen. Detto der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble: Athen müsste einen neuen Hilfsantrag stellen, über den auf völlig neuer Basis verhandelt würde. „Das wird schon eine Weile dauern“, sagte er der „Bild“-Zeitung.