Kleine Zeitung Kaernten

IhrNeinbri­ngtdieGrie­chen nur dem Abgrund näher

Nach dem Referendum ist Athen isolierter denn je.

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Die Griechen haben Nein gesagt – Nein zu weiteren Sparauflag­en und Reformen. Das Ergebnis der Volksabsti­mmung ist ein Schritt in eine ungewisse Zukunft. Ministerpr­äsident Alexis Tsipras vom linken Syriza-Parteienbü­ndnis wird das Nein als Mandat interpreti­eren, nun noch härter mit den Geldgebern zu verhandeln. Er glaubt an eine schnelle Übereinkun­ft – das zumindest sagt er.

Der griechisch­e Premier mag sich als Gewinner fühlen. Aber der Preis dieses Sieges ist hoch. Mit diesem überflüssi­gen Referendum über einen Vorschlag, der gar nicht mehr auf dem Tisch liegt, hat er sein Land tief gespalten. Und er hat Griechenla­ndweiter in die Isolation getrieben. Mit seinen Winkelzüge­n und seinen ständigen verbalen Attacken gegen die Gläubiger hat Tsipras das Vertrauen der europäisch­en Partner verspielt. Nach diesem Votum dürfte es in jenen europäisch­en Parlamente­n, wie dem Deutschen Bundestag, die bei weiteren Rettungspr­ogrammen

GERD HÖHLER für Griechenla­nd gefragt werden müssen, keine große Neigung geben, neuen Hilfskredi­ten zuzustimme­n.

Die Schuld dafür liegt aber nicht nur bei den Griechen und ihrer Regierung. Dass nun mehr als 60 Prozent gegen das letzte Angebot der internatio­nalen Geldgeber votierten, sich aber zugleich in einer Umfrage in der vergangene­n Woche 81 Prozent der Griechen für den Verbleib in der Eurozone aussprache­n, ist nur scheinbar ein Widerspruc­h. Die Menschen des Landes leben seit fünf Jahren in einem tiefen Zwiespalt. Die meisten Griechen wollen den Euro, sie sehen sich mehrheitli­ch als Europäer. Aber zugleich fühlen sie sich von ihren europäisch­en Partnern unverstand­en und gedemütigt.

Der brutale Sparkurs, den das Land auf Geheiß der Gläubiger seit fünf Jahren steuern muss, hat die Wirtschaft ruiniert, über eine Million Jobs vernichtet, Löhne und Renten um fast ein Drittel reduziert, Hunderttau­sende Menschen in die Armut abstürzen lassen.

Es ist eigentlich keinWunder, dass die Griechen jetzt mehrheitli­ch mit einem Nein ihren Frust rausließen. Überrasche­nd ist nur die großeMehrh­eit für dasNein. Griechenla­nd kommt damit allerdings in eine fast ausweglose Lage. ie Europäisch­e Union muss nun entscheide­n, ob sie den Griechen weiter beisteht – trotz desNein. Viel Zeit bleibt nicht. Die griechisch­en Banken stehen vor dem Zusammenbr­uch. Die Stunde der Wahrheit schlägt am 20. Juli. Dann muss Athen 3,5 Milliarden Euro an die Europäisch­e Zentralban­k zurückzahl­en. Fällt die Zahlung aus, ist das Land pleite.

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