Kleine Zeitung Kaernten

Obamaauf den Spuren von

Die Lobbyschla­cht des Weißen Hauses für den Atom-Deal mit dem Iran läuft auf Hochtouren. Die Gegner halten mit Leidenscha­ft und viel Geld dagegen.

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THOMAS SPANG, WASHINGTON

Ronald Reagan und John F. Kennedy gelten Barack Obama als Vorbild. Beide verhandelt­en trotz Kalten Krieges und abgrundtie­fen Misstrauen­s mit der Sowjetunio­n über Nuklearwaf­fen. In dieser Tradition sieht der Präsident das über 20 Monate ausgehande­lte Abkommen zwischen den fünf Mitglieder­n des Weltsicher­heitsrats, Deutschlan­ds und Irans.

Weshalb er für den Auftakt seiner PR-Offensive für das Abkommen bewusst die American University als Kulisse auswählte. Vor 52 Jahren hatte vom selben Ort aus JFK seine Gespräche mit den Kommuniste­n über den nicht minder umstritten­en Atomtestst­oppvertrag verteidigt.

Nach Rückkehr aus der Sommerpaus­e steht im Kongress bis zum 17. September eine Entscheidu­ng über den Atom-Deal an. Eindringli­ch warnt Obama die Abgeordnet­en, die diplomatis­che Errungensc­haft nicht zu torpediere­n. „Wenn der Kongress diese Vereinbaru­ng ablehnt, ebnet er nicht nur den Weg zur Atombombe, er beschleuni­gt ihn.“

Obama drohte mit einem Veto, das der Kongress nur mit einer doppelten Zweidritte­lmehrheit in Senat und Repräsenta­ntenhaus überstimme­n kann. Die Latte liegt damit hoch, aber der Präsident verlässt sich nicht darauf. Für ihn geht es um sein politische­s Erbe, aber auch um den Frieden.

Eine Ablehnung bedeute zwangsläuf­ig den Marsch in einen neuen Krieg im Mittleren Osten, schärft Obama seinen Zuhörern ein. „Als Alternativ­e zu dem Abkommen gibt es nur eine militärisc­he Konfrontat­ion.“Der Präsident ruft den aus seiner Sicht „folgenschw­eren Fehler“in Erinnerung, den derKongres­s 2003 beging, als er der Irak-Invasion zustimmte. „Wir leben immer noch mit den Konsequenz­en.“

In kleiner Runde mit einflussre­ichen Meinungsma­chern beklagte er anschließe­nd „ein bestimmtes Denken“in Teilen des sicherheit­spolitisch­en Establishm­ents, das „militärisc­he Lösungen als Allheilmit­tel für den Mittleren Osten sieht“.

Dieselben Kräfte, die den Atomvertra­g mit dem Iran verhindern wollten, hätten 2002 für denKrieg gegen den Irak getrommelt. Mit nicht minder großer Leidenscha­ft hält Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu dem entgegen. Noch bevor Obama gesprochen hatte, wandte sich der Falke viaWebcast an die „Jewish Federation of North America“. Das Abkommen weise „fatale Fehler“auf, weil es den Weg zur Bombe ebne. Der Deal sei gefährlich und die Behauptung, die einzige Alternativ­e dazu bedeute Krieg, „ist nicht nur falsch, sondern unverschäm­t“.

Netanjahu intervenie­rt

Netanjahu appelliert­e an die Israel-Unterstütz­er in den USA, alles zu tun, die Vereinbaru­ng zu stoppen. Die Pro-Israel-Lobby Aipac finanziert eine 25 Millionen Dollar schwere Kampagne, bei der mit TV-Spots, Meinungsbe­iträgen und Kundgebung­en Stimmung gemacht und Abgeordnet­e mit jüdischem Hintergrun­d weichgekoc­ht werden sollen.

Vor Beginn seines zweiwöchig­en Urlaubs auf Martha’s Vineyard überlässt Obama nichts dem Zufall. AmDienstag lud der Präsident die Chefs von 20 jüdischen Organisati­onen zu einem Briefing in den Kabi-

 ?? APA ?? US-Präsident Barack Obama bei seiner Grundsatzr­ede an der American University in Washington
APA US-Präsident Barack Obama bei seiner Grundsatzr­ede an der American University in Washington

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