Kleine Zeitung Kaernten

Die Hitzewelle lässt diese Einwohner kalt

Glücklich ist, wer bei diesen Temperatur­en in Eiswohnt, oder? Dabei ist der 238-Seelen-Ort in Südkärnten einer der wärmsten im Land.

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ROSINA KATZ- LOGAR

Wo wohnst Du? In Eis. „Auf diese Antwort folgt meistens ein , Wie bitte?‘“, sagt Josef Kaschnig. Der 65-Jährige betreibt in Eis in der Gemeinde Ruden eine Buschensch­ank. Für die Herkunft des originelle­n Ortsnamens hat er eine logische und historisch begründete Erklärung: „Vor rund hundert Jahren hat sich gegenüber unseres Hauses ein Eiskeller befunden.“

Die dort gelagerten riesigen Eisbrocken, die in einem Sumpfgebie­t mitten im Ort gebrochen wurden, hätten die Gastwirte den ganzen Sommer zu Kühlzwecke­n für Getränke und Fleisch verwendet. Dass der Ortsname Eis (slowenisch: Led) mit kalten Temperatur­en nichts zu tun habe, sei aber klar. „Durch die Sonnenlage ist es bei uns meistens um zwei Grad wärmer als in anderen Orten Kärntens“, weiß Kaschnig.

Walter Roscher (47), ÖBB-Mitarbeite­r, besitzt jenes Sumpfgrund­stück, auf dem nach Erzählunge­n seiner Vorfahren das Eis gebrochen worden sei. „Aus dem Sumpf wurden meterdicke Eisbrocken geholt und mit Leiterwage­n in einen speziellen Keller gebracht.“Dadurch sei auf dem Areal eine metertiefe Riesengrub­e entstanden, die er bei der Errichtung der Reitplätze für seine 40 Pferde hat auffüllen müssen.

„Der Name Eis klingt kalt und köstlich zugleich“, meint der Angestellt­e Johannes Radocha (20). „Wichtig ist, dass es bei uns in Eis Tüteneis und kühle Getränke zu kaufen gibt“, sagt Radocha. Gasthaus gibt es ja schon länger keines mehr, dafür haben aber noch zwei Buschensch­enken geöffnet.

Gedanken über die Herkunft des originelle­n Ortsnamens macht sich auch der Mahle-Mitarbeite­r und Unternehme­r Helmut Roscher (46). „Bei uns ist es einmal heiß und einmal kalt wie auch sonst wo“, sagt er trocken. Deswegen sei es wahrschein­licher, dass der Ortsname vom Silberberg­bau, den eine gefundene Münze sogar bezeugt, stammt.

„Ein gewisser Münztyp enthielt im Namen das Wort Eis“, weiß er zu berichten.

Pauline Seher (91) und Maria Jörg (83) sind über die Herkunft ihres Ortsnamens noch nie befragt worden. Sie finden den kurzen Ortsnamen einfach schön, obwohl er nicht zum Klima passt. „Der Ort ist extrem sonnig“, sagen sie. Beide lieben bei Hitze schattige Plätzchen und trinken vielWasser. Die Frage, woher der Ortsname stammen könnte, sollten Experten beantworte­n.

Vermutung

Der Namensfors­cher und emeritiert­e Professor der Universitä­t Klagenfurt, Heinz-Dieter Pohl, konnte auf Anfrage der Kleinen Zeitung nur mit einer Vermutung antworten. „Der Ortsname hängt wahrschein­lich mit dem Eisenabbau in der Gemeinde Ruden zusammen und ist durch volkstümli­che Umformunge­n entstanden“, sagt Pohl. Ruden heißt auf Slowenisch Ruda und bedeutet Erzgrube. Die slowenisch­e Bezeichnun­g „Led“sei eine normale Übersetzun­g. „Eis an der Drau ist keineswegs ein eisiger Ort“, sagt Pohl. Die exakte Herkunft des Ortsnamens müsse aber noch erforscht werden.

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„Kalt und köstlich“: Johannes Radocha, Leonie Roscher, Michael Kaschnig, Verena Roscher, Josef
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Helmut Roscher mit Frau Maria und Töchtern

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