„Früher roch es in jedem Land Europas etwas anders“
Morgen tanzt das „Spandau Ballet“in Lignano an. Songwriter Gary Kemp plaudert im Exklusiv-Interview über 30 Jahre Popgeschichte.
Die britische Band Spandau Ballet prägte Anfang der 1980er mit Liedern wie „True“, „Gold“und „Lifeline“die Popmusik. Nach einem Krachum Tantiemen trennte sich die Gruppe in den 1990ern. Vor sechs Jahren gab es ein Wiedervereinigungskonzert in Dublin. Heuer sind die Vertreter des „New Romantic“-Stils erstmals wieder gemeinsam aufWelt-Tour. Sie trägt den Titel „The Soulboys Of The Western World“, benannt nach der neuen DVD-Doku der Gruppe. Morgen ist die Arena Alpe Adria in Lignano Schauplatz für ein Konzert. Gary Kemp, Gitarrist und Songschreiber, nahm sich Zeit für ein Exklusiv-Interview mit der Kleinen Zeitung.
Das ist Ihre erste Welttour seit derWiedervereinigung. Wie ist es denn bisher so gelaufen?
Die Welttour startete im Jänner. Wir waren schon in halb Europa, dann in den Vereinigten Staaten, Australien und Neuseeland. Ich glaube, es ist die beste Show, die wir jemals gemacht haben. Zwei Stunden. Die Reaktionen des Publikumswaren phänomenal. Zusammenmitdem Film, der uns in einen zeitgeschichtlichen Zusammenhang stellt, erleben wir als Gruppe eine sehr aufregende Zeit. Wir touren auch noch ein zweites Mal durch Amerika, im September geht es
GARY KEMP:
nach Südostasien. Das ist längste Tour, die Spandau 1985 gemacht hat.
Wie hat sich dieWelt in der Zeit verändert?
Das Internet hat die Welt klein gemacht. Früher roch in Europa jedes Land anders und schaute anders aus. Da waren andere Geschäfte, die Flughäfen waren unterschiedlich. Jetzt ist alles überall gleich. Weltweit. Auch Popmusik ist nicht mehr so wichtig für junge Menschen. Sie haben andere Arten, sich zu verwirklichen und Kontakte zu knüpfen. Facebook, Instagram. Das Mobiltelefon hat die Erde schrumpfen lassen. Amerikanische Jugendkultur hat der britischen den Rang abgelaufen. Festivals sind jetzt groß. Es sind andere Zeiten und wir müssen uns an sie anpassen. Deshalb war es uns nicht so wichtig, ein neues Album zu machen. Stattdessen haben wir den Film produziert. Das war ein besserer Weg, die Band jetzt zu präsentieren.
Hat sich auch bei Ihnen selbst etwas verändert in den Jahren?
Wenn man sich den Film ansieht, der ja eine Dokumentation über die Band ist, merkt man, dass man bei der Suche nach den wichtigen Dingen im Leben wächst. Der Schwerpunkt in meinem Leben jetzt ist nicht meine Kreativität, sondern meine Familie.
KEMP:
KEMP:
die seit Ich bin in erster Linie Vater und Ehemann, ich bin auch glücklich, meinen Lebensunterhalt mit einer Arbeit finanzieren zu können, die sehr befriedigend und angenehm ist. Dass Spandau Ballet den Menschen immer noch wichtig ist, ist sehr schön für mich. Trotzdem ist es meine Priorität, mit meinen Kindern Zeit zu verbringen.
Was waren Ihre Prioritäten in den 1980ern?
Damals gab es nur die Band. Rund um die Uhr. Wir kümmerten uns Album für Album darum, erfolgreich zu bleiben. Die nächste Hit-Single war dasWichtigste, so haben wir Geschichte geschrieben. Aber, ich bin kein Narr. Ich weiß, dass Spandau Ballet jetzt nicht mit einer neuen Nummer-eins-Single rauskommen wird. Denn das ist ein Spiel für die 20-Jährigen, keines für Leute in den Fünfzigern. Aber wir waren die vorderste Front in der Entwicklung der Popmusik. Wir haben es geschafft, britische Jugendkultur international zu verkaufen.
KEMP:
Wir kennen Ihre Lieder ja vor allem aus romantischen Film-Szenen und Kuschelrock-CDs. War das beabsichtigt?
Nein, ich schreibe Songs, die mir selbst gefallen. Ich war beeinflusst von Marvyn Gaye, Al Green und Soulmusic. Ich wollte ein Album produzieren mit Funk drin und purem Soul. Von Kuschelrock hab ich noch nie was gehört (lacht). Aber „True“und „Gold“- das ist doch kein Kuschelrock, das ist nicht mal langsam. Gerade wurde „Gold“von der Militärmusik für die Queen gespielt. Das war sehr witzig. Ziemlich cool. Wenn man bedenkt, dass ich kein Royalist bin. Es hat mir trotzdem gefallen.
Wieso steht Österreich nicht auf Ihrer Tour-Liste?
Aus Österreich hat sich bisher noch niemand bei unserem Manager gemeldet. Aber wir sind ja in Italien, also ganz in der Nähe.
INTERVIEW: STEPHAN SCHILD Spandau Ballet. Morgen, 21.15 Uhr, Arena Alpe Adria Lignano, Italien. Karten: www. oeticket. com
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