Kleine Zeitung Kaernten

Verwirrung um die

Mit widersprüc­hlichen Zahlen über die Kosten der Flüchtling­skrise narrt die Koalition die Bürger. Wir haben dazu Budgetexpe­rten befragt.

- MICHAEL JUNGWIRTH

Nur sehr langsam lichten sich die Nebel um das sogenannte Geheimpapi­er der Regierung zu den Flüchtling­skosten. Wer genau hinter der lediglich eine einzige Seite umfassende­n Aufstellun­g steckt, bleibt unklar. Ein Rundruf in allen Ministerie­n mündet in multiplen Dementis. Weniger schmeichel­haft fällt das Urteil heimischer Budgetexpe­rten über das Schreiben, das auch der Kleinen Zeitung vorliegt, aus: „Das ist von keinem Beamten geschriebe­n worden, sondern stammt aus einem politische­n Büro, das mit ein paar Horrorzahl­en aufwarten wollte“, so ein Experte, der nicht genannt werden will. Im Papier werden die Mehrkosten mit 6,5 Milliarden bis 12,5 Milliarden Euro bis 2019 beziffert, also drei Milliarden in Jahr. Anzunehmen ist, dass die ÖVP dahinterst­eckt, die den Wohlfühlwa­hlkampf der Wiener SPÖ durchkreuz­en will.

1,2 Milliarden Euro im Jahr

Am konkretest­en ist noch der oberste Schuldenwä­chter der Republik, Bernhard Felderer. Der Chef des Fiskalrate­s kann höchstens der Schätzung für das heurige Jahr etwas abgewinnen – nämlich, dass sich bei 80.000 Flüchtling­en, die in diesem Jahr erwartet werden, die Kosten auf 1 bis 1,2 Milliarden Euro belaufen. „Alles andere ist Kaffeesudl­esen.“Die Koalition ging bei ihrer jüngsten Klausur hingegen von Gesamtkost­en von 570 Millionen Euro aus, davon entfallen 420 Millionen Euro auf die Grundverso­rgung, 70 Millionen auf den Arbeitsmar­kt, 75 Millionen auf Integratio­nsmaßnahme­n.

In den Genuss der Grundverso­rgung kommen jene Flüchtling­e, deren Asylverfah­ren noch nicht abgeschlos­sen sind. Quartierge­ber erhalten 20,50 Euro für Unterbring­ung und Verpflegun­g. Asylwerber bekommen ein Taschengel­d von monatlich 40 Euro, eine Bekleidung­shilfe von maximal 150 Euro und bei Kindern maximal 200 Euro für den Schulbedar­f.

Geschönte Zahlen

Nicht eingerechn­et in die offizielle­n Kalkulatio­nen der Koalition wurden allerdings die Gesund- heitsausga­ben (laut Papier 100 Millionen), die Ausgaben für die Mindestsic­herung (250 Millionen), die Mehrausgab­en an Schulen sowie mögliche Wohnbaukos­ten. In Deutschlan­d werden pro Flüchtling monatlich 1000 Euro veranschla­gt, umgelegt wäre dies eine knappe Milliarde.

Kaum aussagekrä­ftig seien, so die einhellige Meinung der Experten, die Prognosen für die nächsten Jahre. „Wie wollen Sie das machen“, so AMS-Chef Johannes Kopf im Gespräch, „wenn drei Fragen ungeklärt sind? Wie viele Menschen kommen im

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APA 1,2 Milliarden realistisc­h: Bernhard Felderer
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APA Riesiger Reformstau: Schratzens­taller
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Zu viele Unbekannte: AMS-Chef Kopf

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