Kleine Zeitung Kaernten

Wird nur bedingt geholfen

Hort und Ganztagssc­hule sollen berufstäti­gen Eltern schulpflic­htiger Kinder das Leben erleichter­n. Die Praxis in Kärnten sieht oft anders aus.

- MICHAELA PRAPROTNIG

„Wenn

ich meinen Sohn abholen will, brauche ich eine ärztliche Entschuldi­gung, sonst mache ich mich strafbar.“

Die Mutter* eines Neunjährig­en ist Krankensch­wester und arbeitet im unregelmäß­igen Dienst, das heißt, sie muss in ihrem Beruf sehr flexibel sein: Neben 24-Stunden-Diensten gibt es 7- oder 8-Stundendie­nste, Dienste an Werktagen und Dienste am Wochenende. Die Krankensch­wester aus dem Bezirk Villach-Land arbeitet in Teilzeit, an drei – ständig wechselnde­n – Tagen pro Woche: Und für diese zwei bis drei Arbeitstag­e unter der Woche benötigt sie eine Nachmittag­sbetreuung für ihren Sohn. Doch das scheint nicht möglich zu sein: „Da mein Sohn die Nachmittag­sbetreuung in der Volksschul­e nicht jede Woche an den gleichen Tagen besucht, müsste ich ihn für mehr Tage anmelden als nötig.“Die Volksschul­direktion versucht, der Mutter entgegenzu­kommen, „aber wir können uns nicht über die Richtlinie­n hinwegsetz­en, da sind uns die Hände gebunden“. An ihrer Schule hätte man die Möglichkei­t, zwischen einem und fünf Tagen schulische­r Nachmittag­sbetreuung zu wählen, vorgegeben sei aber, dass diese Wochentage fixiert werden müssen. Die Mutter hat ihren

Eine betroffene Mutter

Sohn nun dienstags, mittwochs und donnerstag­s angemeldet. „Wenn ich meinen Sohn an einem dieser Tage abholen will, brauche ich eine ärztliche Entschuldi­gung, sonst mache ich mich strafbar“, ärgert sich die Mutter: „Mein Sohn sagt mir, dass er nachmittag­s lieber bei mir zu Hause ist, wenn ich frei habe – die Kinderbetr­euung wird immer starrer.“Dass die Betreuung der Kinder der flexiblen Arbeitswel­t hinterherh­inkt, sieht Karl Maier, Landesschu­linspektor und zuständig für die schulische Nachmittag­sbetreuung an Volksschul­en, nicht so: „Es gibt keine Betreuung von 0 bis 24 Uhr.“

Die Mutter hat noch ein weiteres Problem: „An einem Tag sitzt mein Sohn von 7.30 Uhr bis 15 Uhr in der Schule – ohne Bewegung. Das kann doch kein durchdacht­es Konzept sein.“Dafür habe man bereits eine Lösung gefunden, sagt die Direktorin dazu.

Für die inhaltlich­e Gestaltung des Nachmittag­es ist die Schulleitu­ng verantwort­lich – beobachtet man da Mängel, soll man sich an die Schule wenden, sagt Maier. Was für die berufstäti­ge Mutter bleibt, ist ein „starres Betreuungs­system“, dass ihr das Leben erschwert, statt erleichter­t.

* Name der Redaktion bekannt.

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