Reiche Ernte.
Kärntens Bauern fahren eine reiche Ernte ein – Grund zum Jubeln haben sie dennoch nicht.
Schon erstaunlich, wie freimütig Wolfgang Hinteregger über sein Leben reden kann. Immerhin ist er Chef der Hotels Hinteregger, Lärchenhof und Katschberghof sowie der Schihütten Stamperl, Hintereggers Einkehr und des Gipfelrestaurants Adlerhorst und das Park`s in Velden hat er auch noch gepachtet. Trotzdem räumt der 55Jährige erfrischend un-PR-mäßig ein: „Man kann durchaus behaupten, dass ich patriarchalische Züge in mir habe.“Aber wenn er es wieder einmal übertreibt, etwa bei der Nachfolge- und Übergabediskussion mit den drei Kindern, „dann hilft mir meine Frau Isolde, die sehr ausgeglichen ist. Sie holt mich öfter an die Seite und macht mir klar, dass man die Kinder sich entwickeln lassen und Rücksicht nehmen muss.“Jetzt ist er glücklich, dass diese Fragen im Familienrat geregelt sind und die Kinder – alle in ihren Zwanzigern und studierte BWLer und Touristiker mit Ausbildungsstationen in Shanghai, Mauritius oder Peking – die Betriebe übernehmen.
Eben so offen spricht der gebürtige St. Veiter über einen Konkurs, zu dem er 1999 gezwungen war: „In den 1990ern habe ich als Tourismusobmann in Bad Kleinkirchheim eine Firma gegründet. 30 Betriebe sind in halb Europa herumgetourt, um auf öffentlichen Plätzen Kärntner Schmankerln zu vermarkten. Aber der Apparat, die Organisation war zu groß.“Drei Jahre hat es gedauert, bis er die Schulden los war und wieder neu anfangen konnte.
Apropos anfangen: Als Hinteregger zehn war, sattelten seine Eltern von einer Frühstückspension auf das Hotel Kirchheimerhof um. Weil sie sehr eingespannt waren, lebten er und sein Bruder lange in der Wohnung der Großeltern im gleichen Haus. „Wenn Gäste gekommen sind, zogen wir alle nach nebenan, in einen kleinen Getreidespeicher.“Doch für ihn war das – anders als in manchen Kärntner Biografien – kein Trauma: „Es war schön, dass die ganze Familie zusammen war. Und die Kinder der meist deutschen Gäste wurden unsere Spielgefährten.“Sicher, man hat festgestellt, dass die reicher waren. „Aber wenn sie mit uns in der Natur gespielt haben, wenn wir etwa Gras ausgerupft und so Straßen gebaut haben, dann ließen die ihr Spielzeug liegen.“
Bester Lehrling
Dann wurde Wolfgang Hintergger Österreichs bester Kochlehrling. Das Naturschnitzel-Rezept seiner Mutter spielte dabei eine wichtige Rolle: „Die Prüfer in Wien wollten wissen, warum ich
eine Seite in Mehl gelegt und in Fett ausgebacken habe. Ich erklärte ihnen, dass man auf die Art eine gute Soße bekommt und keine extra machen muss.“
Den Siegerpreis, ein Kochbuch, überreichte ihm Wiens Vizebürgermeisterin Grete Laska vor allen Gästen mit den Worten: „Das brauchen Sie ja gar nicht. Sie wissen eh alles.“Hinteregger: „Für mich war das ein einschneidender Moment.“
Später hat er bei großen Wettbewerben noch mehrere Goldund Silbermedaillen erkocht, aber so ein erster großer Erfolg bleibt unvergessen.
Jetzt, da die Betriebe Zug um Zug an die nächste Generation übergehen, können er und Gattin Isolde schon an eine andere Zukunft denken: Asienreisen und spüren, wie beeindruckend dort die Wirtschaft brummt. Festspiele in Salzburg und Porcia, Musicals in Wien; Wandern, Golfen, Schwimmen in Adria oder Wör- thersee oder mit der „Roadking“von Harley-Davidson und seiner „Roadqueen“hintendrauf über Passstraßen düsen.
Auf und Ab
Aber halt, so weit ist es längst nicht. Noch schupft er die Almund die Seehütte mit 400 Plätzen auf der Wiener Wiesn. Mal ist er „geknickt“, weil zu wenig Gäste kommen, ein anderes Mal weiß er: „Heute wird die Kasse voll.“Unternehmer-Auf-und-Ab halt. Bis nächsten Sonntag geht das so. Der 7. Oktober wird ein großer Tag; die Kärntner Wirtschaftskammer lädt dann Unternehmen aus dem Raum Wien in seine Hütte ein. „Hoffentlich wird das genauso harmonisch wie das Kärnten-Buffet.“
Wird schon werden! Da braucht man nur an sein Motto zu denken: „Für mich spielt Geld nicht die größte Rolle. Wenn man alles gut und richtig macht, dann kommt es eh von allein.“