Kleine Zeitung Kaernten

Elfte Saison.

NHL-Star Thomas Vanek vor dem Saisonstar­t über Fehler und Konkurrenz aus Österreich.

- INTERVIEW: MARTIN QUENDLER

Es heißt, Thomas Vanek wäre in so guter körperlich­er Verfassung wie schon lange nicht mehr. Welche Ansprüche stellen Sie sich für die kommende NHLSaison? THOMAS VANEK: Es sind immer dieselben. Ich will wieder mehr als 20 Tore schießen, vielleicht sogar die 30er-Marke knacken. Aber ich bin kein Mensch, der sich ständig irgendwelc­he Ziele setzt. Wichtig wird sein, dass wir es mit Minnesota wieder ins Play-off schaffen, um eine Chance auf den Stanley Cup zu wahren.

Wie reflektier­en Sie ihr erstes Jahr bei den Wild? VANEK: Es war ein schweres Jahr. Ich habe gewusst, dass wir über viele gute Spieler verfügen. Vielleicht jedoch nicht die stärksten Mittelstür­mer, daher hat es bei mir gedauert, die richtige Chemie mit meinen Mitspieler­n zu finden. Ab der zweiten Saisonhälf­te lief es deutlich besser. Im Großen und Ganzen gesehen gelang es mir, 20 Tore zu erzielen. Nicht mein bestes Jahr, aber auch keine absolute Enttäuschu­ng.

Sie erhielten weniger Eiszeit, spielten in Personal-Entscheidu­ngen plötzlich keine vordergrün­dige Rolle mehr. Beginnt man da, als Führungssp­ieler zu grübeln? VANEK: Es war eine Trainerent­scheidung und daher kein Problem für mich. In einem Teamsport ist das zu akzeptiere­n. Die ersten 40 Partien habe ich mit niemanden wirklich gespielt. Danach bildete zumindest Charlie Coyle als Center eine Konstante. Auf der rechten Seite wurde trotzdem viel gewechselt.

Mit ihrem großen Ziel, dem Stanley Cup, klappte es nicht. Chicago erwies sich im Play-off als Stolperste­in. Was ist passiert? VANEK: Sie waren einfach erfahrener. Diese Truppe hat in der Vergangenh­eit zwei Mal den Stanley Cup geholt. Im Grunde hat das erste Spiel die Serie entschiede­n.

Inwiefern? VANEK: Nach einem 0:3 kamen wir zurück, verloren jedoch durch einen dummen Treffer mit 3:4. Das hat uns mental zerstört.

Hinterließ­en vielleicht auch Ihre vielen Vereinswec­hsel Spuren? VANEK: In meinem letzten Jahr in Buffalo erkannte ich, dass ich ge- werde. Es ist nur früher passiert, als vermutet. Bei den New York Islanders fühlte ich mich sehr wohl. Nachdem ich den Vertrag abgelehnt hatte, war mir klar, dass ich erneut getradet werde. Und plötzlich war ich in Montreal. Aber ich würde alles noch einmal genauso machen. Zurück zu Minnesota: Welche Rolle werden Sie heuer

spielen? VANEK: Wenn es nach mir geht, eine wichtige. Positiv ist, dass ich vom Start weg mit Coyle spielen darf. Hoffentlic­h finden wir schnell die nötige Chemie, dann können wir beide davon profitiere­n.

Wer sind die Anwärter auf den Stanley Cup? Lässt sich das überhaupt prognostiz­ieren? VANEK: Nur schwer. Die Chicago Blackhawks werden sicher wieder mitmischen. Im Westen gibt es einige Teams wie Los Angeles Kings oder St. Louis Blues. Allerdings erwarte ich auch von Washington Capitals und den Islanders eine starke Saison.

Zu den Österreich­ern. Schafft Michael Raffl (Philadelph­ia Flyers) eine Break-out-Saison? VANEK: Die hatte er, meiner Meitradet nung nach, schon letztes Jahr. Dass er 20 Tore erzielte, ist unglaublic­h stark. Ich hoffe, er kann sich etablieren und weiterhin neben Claude Giroux und Jakub Voracek spielen. Er sollte die 30 Tore Marke schaffen.

Und Michael Grabner?

VANEK: Für ihn war es ein guter Trade, in Toronto geht es sicher wieder bergauf. Im Management der Maple Leafs gab es viel Bewegung und Mike Babcock ist einer der besten Trainer der Welt. Michael wird mehr Eiszeit erhalten. Er hat mir erzählt, dass er sich sehr gut fühlt. Es steht also nichts im Wege, dass er wieder eine tolle Saison liefert.

Welche Chancen schanzen Sie Thomas Raffl in Winnipeg zu? VANEK: Ich habe mein erstes Testspiel gegen ihn bei den Jets gespielt. Er wurde in der vierten Linie aufgestell­t, aber ich denke, er hat gute Chancen zu bleiben.

Was hört man über ihn? VANEK: Ich habe ein paar Freunde bei Winnipeg und erkundigte mich nach dem Spiel. Thomas hat viele Leute sehr beeindruck­t mit seinen Leistungen im Camp. Für mich ist er ein NHL-Spieler.

Vier Österreich­er in der besten Liga der Welt. Was bedeutet das? VANEK: Dass wir vier Spieler haben. Ich glaube nicht, dass es dem heimischen Eishockey hilft.

Wieso? VANEK: Ich predige schon seit Jahren, dass mehr in die Jugend investiert werden muss. Ich lese immer von Diskussion­en über Ausländer. Ein guter Schritt wäre, auf sechs, sieben zu limitieren. Stattdesse­n in gute Trainer für den Nachwuchs zu investiere­n, um mehr Erfolg bei U18- oder U20-WM zu haben. Das dauert aber seine Zeit.

Sie sind 31 Jahre alt, ihr Vertrag bei den Wild läuft bis 2017. Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann in Europa zu spielen? VANEK: Ich hatte ein paar Operatione­n zuletzt, hoffentlic­h bleibe ich gesund. Zwei Jahre sind noch eine lange Zeit. Ich möchte aber noch fünf, sechs, sieben Jahre in der NHL spielen.

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