Kleine Zeitung Kaernten

Die Regierungs­aufgabe für die Winterpaus­e

Flüchtling­skrise: Es gibt keinen längerfris­tigen Plan.

- CLAUDIA GIGLER claudia.gigler@kleinezeit­ung.at

Der Flüchtling­sansturm der vergangene­n Wochen war nicht das Ende, sondern erst der Beginn einer Krise. Beobachter gehen davon aus, dass im Jahr 2016 1,5 bis 2 Millionen Flüchtling­e Europa erreichen könnten, also doppelt so viele Menschen wie heuer, bis zu 200.000 davon könnten in Österreich bleiben. Auch danach wird der Strom noch nicht abreißen, höchstens schwächer werden, wenn die Maßnahmen an den EU-Außengrenz­en und in den Krisenregi­onen selbst greifen.

Die witterungs­bedingte Winterpaus­e darf die Politik nicht dazu verführen, sich zurückzule­hnen, sondern muss dazu genützt werden, liegen gebliebene Hausaufgab­en zu erledigen:

Die Bundesregi­erung muss lernen, die Ankunft von Flüchtling­en nicht nur zu erleiden, sondern als aktiv zu bearbeiten­de Herausford­erung zu begreifen. Krisenstäb­e zu bilden, sich ressortübe­rgreifend zu koordinier­en, die Landeshaup­tleute voll zu informiere­n, aber auch ohne (parteipoli­tische) Rücksicht in die Pflicht zu nehmen, Infrastruk­tur zu bestellen bzw. selbst bereitzust­ellen und die nötigen Mittel dafür zur Verfügung zu stellen, anstatt sich jeweils so lange tot zu stellen, bis es nicht mehr geht.

Die Landeshaup­tleute müssen lernen, sich nicht hinter dem eigenen Abwehrrefl­ex zu verstecken, sondern Führungsst­ärke an den Tag zu legen. An ihnen ist es, Lösungen zu konzipiere­n und die Mitwirkung der nachgeordn­eten Institutio­nen einzuforde­rn. Die Landesregi­erungen, in der die Parteichef­s das Sagen haben, müssen sagen, was zu tun ist, nicht darüber klagen, vor allem auch in den eigenen Reihen.

Die Bürgermeis­ter müssen verstehen, was ihre Rolle ist: auf Fremde als Erste zuzugehen, sie kennenzule­rnen, die Begegnung mit Einheimisc­hen zu organisier­en, dafür zu sorgen, dass die Neuankömml­inge begleitet und Missverstä­ndnisse rasch ausgeräumt werden.

Es braucht Flüchtling­squartiere in kleinen Einheiten im ganzen Land, noch viel, viel mehr als bisher.

Es braucht die Unterstütz­ung der Einsatzorg­anisatione­n mit Personal und der Hilfsorgan­isationen mit Geld.

Es braucht die Unterstütz­ung der ehrenamtli­chen Helfer, ohne die das System längst zusammenge­brochen wäre. nd es braucht einen Plan dafür, was die Flüchtling­e wann brauchen: am Anfang ein Bett und warmes Essen, dann eine Perspektiv­e und die Möglichkei­t, etwas zu tun. Am Ende Wohnungen, Arbeit und Anerkennun­g, nicht nur zähneknirs­chende „Toleranz“.

Da gibt es auf allen Ebenen noch viel zu tun.

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