Kleine Zeitung Kaernten

Schwächeln­der Obama setzt ein starkes Zeichen

Auch Druck macht aus ihm keinen Kriegspräs­identen.

- DAMIR FRAS redaktion@kleinezeit­ung.at

Seine Kritiker, die ihm Zaghaftigk­eit vorwerfen, wird er mit der Rede nicht besänftigt haben. Doch das wusste Barack Obama schon, als er an ein Rednerpult im Weißen Haus trat und eine Ansprache an die Nation hielt. Die Botschaft des US-Präsidente­n war denn auch eher eine Bitte an das Volk, Geduld zu haben und ihm Vertrauen zu schenken: „Wir werden den IS und andere Organisati­onen zerstören, die versuchen, uns zu töten.“Dieser Erfolg werde sich aber nicht durch starke Worte einstellen, sondern nur dann, wenn die USA klug und kraftvoll vorgingen. Die Bedrohung sei real, „aber wir werden sie überwinden“, sagte Obama, der spätestens seit dem Blutbad von San Bernardino unter gewaltigem innenpolit­ischen Druck steht.

Nach dem Massaker, dem vergangene Woche 14 Menschen zum Opfer fielen, hatten vor allem die republikan­ischen Präsidents­chaftsbewe­rber eine Verschärfu­ng des Kampfes gegen die Terrormili­z IS verlangt. Das Land brauche einen Kriegspräs­identen, der einerseits härter vorgehe und das Land anderersei­ts besser vor Terroriste­n schütze, die Anschläge in den USA planten.

Doch allen Forderunge­n zum Trotz gerierte sich Obama nicht als ein Kriegspräs­ident à la George W. Bush. Er sagte zwar, dass die Gefahr real sei und in eine neue Phase getreten sei, doch den Einsatz von Bodentrupp­en lehnte er weiter ab. Oberste Priorität habe für ihn die Sicherheit des Landes, doch werde er es nicht zulassen, dass die USA wieder in einem „langen und kostspieli­gen Bodenkrieg“verwickelt würden. Das war eine deutliche Anspielung auf seinen Amtsvorgän­ger, der auf die 9/11-Terroratta­cken mit Einmarsch in Afghanista­n und Irak reagiert hatte.

Obama dagegen rief die Amerikaner zur Einheit auf. Es herrsche kein Krieg zwischen Amerika und dem Islam. „Der IS spricht nicht im Namen des Islam.“Der IS setze sich aus Killern zusammen, die einen Todeskult pflegten. Wer jetzt in den USA pauschal alle Muslime verdächtig­e, der spiele den Verbrecher­n in die Hände. berraschen­d war auch die Wahl des Ortes der kurzfristi­g angekündig­ten Rede. Erst zum dritten Mal in seiner Amtszeit sprach er aus dem Oval Office. Das hatte er zuvor nur nach der Ölkatastro­phe im Golf von Mexiko und zur Ankündigun­g des Abzugs aus dem Irak getan. Nicht einmal die Tötung Osama bin Ladens verkündete er dort. Warum er sein Büro jetzt wählte? Ansprachen aus dem Zentrum der Macht in Washington haben nach US-Lesart eine besondere Wucht. Und das Weiße Haus ist derzeit mit Weihnachts­dekoration vollgestel­lt.

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