Das große Fressen in der Chip-Branche
Übernahmen mit einem Volumen von fast 120 Milliarden Euro hat es heuer in der Mikroelektronikindustrie bereits gegeben. NXP katapultiert sich mit Freescale-Kauf nach oben.
Es wurden viele große Namen genannt, im Übernahmepoker rund um den US-amerikanischen Halbleiterspezialisten Freescale. Samsung habe großes Interesse, hieß es, Texas Instruments ebenso.
Nun ist aber offiziell, dass der niederländische Konzern NXP das Rennen gemacht hat. „Wir waren die Nummer 15, Freescale die Nummer 18. Jetzt entsteht ein Konzern, der weltweit die Nummer vier bei Nichtspeicher-Halbleitern ist“, lässt NXP-Vorstand Ruediger Stroh im Gespräch mit der Kleinen Zeitung wissen.
Knapp zwölf Milliarden USDollar (11,1 Milliarden Euro) – der Großteil davon in Form von Aktienpaketen – ist das Geschäft schwer, der neue Konzern wird jährlich etwas mehr als zehn Milliarden US-Dollar Umsatz machen. Warum die gigantische Übernahme aus heimischer Sicht besonders interessant ist? Im steirischen Gratkorn betreibt das Unternehmen sein Kompetenzzentrum für kontaktlose Identifikationssysteme, zudem kommen viele federführende NXP-Innovationen im Automobil-Bereich aus Österreich. Für Aufsehen sorgte der Konzern zuletzt etwa mit einem intelligenten Autoschlüssel, der es ermöglicht, wichtige Wartungsdaten aus der Ferne abzulesen. Die Übernahme von Freescale macht NXP nun sogar zur globalen Nummer eins bei Komponenten für die Autoelektronik. Zudem soll die Vorreiterrolle bei mobiler Bezahltechnologie gefestigt werden. Großes Potenzial sieht Stroh bei Technologie für den öffentlichen Verkehr in Asien.
Freilich: Auch Synergie und in weiterer Folge Einsparungseffekte gelten als großes ÜbernahmeThema. So erwartet NXP, dass im ersten Jahr nach dem Zusammenschluss 200 Millionen Dollar einden gespart werden können. Insgesamt soll sich die Summe der Synergieeffekte gar auf rund 500 Millionen US-Dollar belaufen.
Auch in der restlichen Chipindustrie tut sich in Sachen Übernahmen einiges. Nach Jahrzehnten ohne nennenswerte Transferaktivität hat sich nun das Übernahmekarussell rasant zu drehen begonnen.
Druck auf dem Weltmarkt
In der Branche ist bereits von einem „Übernahmefieber“die Rede, die vergangenen Monate bestätigen den Befund. Im laufenden Jahr summieren sich die Übernahmen laut Reuters-Berechnungen auf ein Volumen von rund 120 Milliarden Euro.
Den Anfang machte eine weitere Firma, mit starker Verwurzelung in Österreich: Infineon kaufte für fast 2,3 Milliarden Euro die US-Firma International Rectifier. Die bisher teuerste Übernahme stemmte Avago Technologies, für 37 Milliarden Dollar hat man sich den Rivalen Broadcom einverleibt. Auch den Branchenriesen Intel und Texas Instruments werden Kaufgelüste nachgesagt.
Vor Kurzem hat die steirische ams AG, wie berichtet, den belgischen Bildsensoren-Anbieter