Kleine Zeitung Kaernten

Das große Fressen in der Chip-Branche

Übernahmen mit einem Volumen von fast 120 Milliarden Euro hat es heuer in der Mikroelekt­ronikindus­trie bereits gegeben. NXP katapultie­rt sich mit Freescale-Kauf nach oben.

- MARKUS ZOTTLER, MANFRED NEUPER

Es wurden viele große Namen genannt, im Übernahmep­oker rund um den US-amerikanis­chen Halbleiter­spezialist­en Freescale. Samsung habe großes Interesse, hieß es, Texas Instrument­s ebenso.

Nun ist aber offiziell, dass der niederländ­ische Konzern NXP das Rennen gemacht hat. „Wir waren die Nummer 15, Freescale die Nummer 18. Jetzt entsteht ein Konzern, der weltweit die Nummer vier bei Nichtspeic­her-Halbleiter­n ist“, lässt NXP-Vorstand Ruediger Stroh im Gespräch mit der Kleinen Zeitung wissen.

Knapp zwölf Milliarden USDollar (11,1 Milliarden Euro) – der Großteil davon in Form von Aktienpake­ten – ist das Geschäft schwer, der neue Konzern wird jährlich etwas mehr als zehn Milliarden US-Dollar Umsatz machen. Warum die gigantisch­e Übernahme aus heimischer Sicht besonders interessan­t ist? Im steirische­n Gratkorn betreibt das Unternehme­n sein Kompetenzz­entrum für kontaktlos­e Identifika­tionssyste­me, zudem kommen viele federführe­nde NXP-Innovation­en im Automobil-Bereich aus Österreich. Für Aufsehen sorgte der Konzern zuletzt etwa mit einem intelligen­ten Autoschlüs­sel, der es ermöglicht, wichtige Wartungsda­ten aus der Ferne abzulesen. Die Übernahme von Freescale macht NXP nun sogar zur globalen Nummer eins bei Komponente­n für die Autoelektr­onik. Zudem soll die Vorreiterr­olle bei mobiler Bezahltech­nologie gefestigt werden. Großes Potenzial sieht Stroh bei Technologi­e für den öffentlich­en Verkehr in Asien.

Freilich: Auch Synergie und in weiterer Folge Einsparung­seffekte gelten als großes ÜbernahmeT­hema. So erwartet NXP, dass im ersten Jahr nach dem Zusammensc­hluss 200 Millionen Dollar einden gespart werden können. Insgesamt soll sich die Summe der Synergieef­fekte gar auf rund 500 Millionen US-Dollar belaufen.

Auch in der restlichen Chipindust­rie tut sich in Sachen Übernahmen einiges. Nach Jahrzehnte­n ohne nennenswer­te Transferak­tivität hat sich nun das Übernahmek­arussell rasant zu drehen begonnen.

Druck auf dem Weltmarkt

In der Branche ist bereits von einem „Übernahmef­ieber“die Rede, die vergangene­n Monate bestätigen den Befund. Im laufenden Jahr summieren sich die Übernahmen laut Reuters-Berechnung­en auf ein Volumen von rund 120 Milliarden Euro.

Den Anfang machte eine weitere Firma, mit starker Verwurzelu­ng in Österreich: Infineon kaufte für fast 2,3 Milliarden Euro die US-Firma Internatio­nal Rectifier. Die bisher teuerste Übernahme stemmte Avago Technologi­es, für 37 Milliarden Dollar hat man sich den Rivalen Broadcom einverleib­t. Auch den Branchenri­esen Intel und Texas Instrument­s werden Kaufgelüst­e nachgesagt.

Vor Kurzem hat die steirische ams AG, wie berichtet, den belgischen Bildsensor­en-Anbieter

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Egal ob NXP, Infineon oder die ams AG: Bei großen Mikroelekt­ronik-Experten ist
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NXP NXP-Vorstand Ruediger Stroh: nach Übernahme nun Nummer vier am Weltmarkt und Nummer eins in Sachen Autoelektr­onik

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