Unsere Leser machen sich Gedanken über die Ursachen der Angst in der Bevölkerung.
Die Nächstenliebe ist ein Kernstück der drei monotheistischen Weltreligionen. Die Missachtung dieses Liebesgebotes und die dazugehörige Heuchelei sind sowohl in den christlichen Kirchen und im Judentum als auch beim Islam gelebte Realität in der mehr als 2000-jährigen Geschichte. Wenn jetzt anlässlich der Flüchtlingskrise Vertreter der christlichen Religionen die Beachtung dieses Liebesgebotes einfordern, sollte der Chefredakteur der Kleinen Zeitung dies nicht als „Attest der Hochmütigen“klassifizieren, denn fast die Hälfte der österreichischen Gemeinden beherbergt noch immer keine Flüchtlinge und so mancher Parteipolitiker legitimiert sich durch Verhetzung und das Schüren von Ängsten. Ängste entstehen auch durch die Unfähigkeit, aus der Geschichte zu lernen. Nationalistische Umtriebe waren stets Ursache für Chaos und Krieg. Die acht Innenminister in den letzten 15 Jahren haben sich auch nicht immer durch Fairness gegenüber Fremden hervorgetan.
Heute gehört es zum guten Ton von Lokalpolitikern, vorsorglich gegen die Unterbringung von Flüchtlingen zu protestieren, anstatt Haltung zu zeigen. Wir brauchen einen starken Staat, eine Regierung, die endlich weiß, was sie will, und eine handlungsstarke EU mit Politikern, die mit hohem Verantwortungsethos Menschenrechte, Asylberechtigung und Solidarität unter den Mitgliedsländern in Einklang bringen und nicht solche, die unentwegt im rechtspopulistischen Wählerklientel unterwegs sind.