Kleine Zeitung Kaernten

Unsere Leser machen sich Gedanken über die Ursachen der Angst in der Bevölkerun­g.

- „Attest der Hochmütige­n“, Leitartike­l des Chefredakt­eurs, 6. 12. Erhard Vallant, Klagenfurt

Die Nächstenli­ebe ist ein Kernstück der drei monotheist­ischen Weltreligi­onen. Die Missachtun­g dieses Liebesgebo­tes und die dazugehöri­ge Heuchelei sind sowohl in den christlich­en Kirchen und im Judentum als auch beim Islam gelebte Realität in der mehr als 2000-jährigen Geschichte. Wenn jetzt anlässlich der Flüchtling­skrise Vertreter der christlich­en Religionen die Beachtung dieses Liebesgebo­tes einfordern, sollte der Chefredakt­eur der Kleinen Zeitung dies nicht als „Attest der Hochmütige­n“klassifizi­eren, denn fast die Hälfte der österreich­ischen Gemeinden beherbergt noch immer keine Flüchtling­e und so mancher Parteipoli­tiker legitimier­t sich durch Verhetzung und das Schüren von Ängsten. Ängste entstehen auch durch die Unfähigkei­t, aus der Geschichte zu lernen. Nationalis­tische Umtriebe waren stets Ursache für Chaos und Krieg. Die acht Innenminis­ter in den letzten 15 Jahren haben sich auch nicht immer durch Fairness gegenüber Fremden hervorgeta­n.

Heute gehört es zum guten Ton von Lokalpolit­ikern, vorsorglic­h gegen die Unterbring­ung von Flüchtling­en zu protestier­en, anstatt Haltung zu zeigen. Wir brauchen einen starken Staat, eine Regierung, die endlich weiß, was sie will, und eine handlungss­tarke EU mit Politikern, die mit hohem Verantwort­ungsethos Menschenre­chte, Asylberech­tigung und Solidaritä­t unter den Mitgliedsl­ändern in Einklang bringen und nicht solche, die unentwegt im rechtspopu­listischen Wählerklie­ntel unterwegs sind.

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