„Tatort“statt Talkshow
Harald Schmidt, Meister der feinen wie scharfen Klinge, spielt im „Tatort“.
TV-Entertainer Harald Schmidt wechselt zum „Tatort“: In den neuen Schwarzwald-Folgen mimt er den Chef der Ermittler.
Als er im März 2014 seine an Zuschauerschwund laborierende Show in das Ausgedinge schickte, ging ein allabendlicher Universal-Bespaßer verloren: Harald Schmidt, der den Herrenwitz mit dem Begriff Niveau bekannt machte, sagte seinem Brotberuf als Fernsehunterhalter nach 19 Jahren Adieu. Freilich waren alle Meldungen über sein totales mediales Abdanken stark verfrüht. Seinem Lebewohlgruß, wonach er sich nun in sein Privatleben zurückziehen wolle, ließ er gleich mit einem Augenzwinkern folgen: „Ich weiß nur noch nicht, in welches.“
Schmidt moderierte im Februar 2015 als „Schwangerschaftsvertreter“die Sendung „Kulturplatz“im Schweizer Fernsehen – und bald stehen regelmäßig Wiedersehen mit dem Großgewachsenen aus Neu-Ulm in Schwaben ins Haus. Im „Tatort“wird er einen Kriminaloberrat mit dem überaus kre-
geboren am 18. August 1957 in Neu-Ulm (Bundesland Bayern) als Sohn zweier Heimatvertriebener.
Der Moderator, Schauspieler, Autor und Kabarettist wurde vor allem mit seinen „Late-Night-Shows“zwischen 1995 und 2014 zur Kultfigur.
Harald Schmidt,
Karriere:
ditwürdigen Namen Gernot Schöllhammer geben (Schmidt: „Es hätte auch ein ,Gottlieb‘ sein können“) und in Freiburg sowie im Schwarzwald seines Amtes walten. Die patinierte ARD-Kultserie, die ja in jeder deutschen Stadt ab 200.000 Einwohnern eigene Ermittlerteams zu beschäftigen scheint, greift mit ihm auf einen zurück, der Serien-Kompetenz vorweisen kann: Neben „Traumschiff“, „Soko Stuttgart“und „Wilsberg“habe ihm nur der „Tatort“gefehlt, so Schmidt. An Bühnenerfahrung mangelt es ohnehin nicht: Seit dem Jahr 1981 spielt er Theater.
Im Fernsehen bleibt der 58-Jährige, der mit Lebensgefährtin und fünf Kindern in Köln lebt, selbst jetzt, da sich der Staub gelegt hat, eine Ausnahmeerscheinung: Viele andere Vertreter der komödiantischen Zunft lässt er nach wie vor wie Lehrlinge, die Talent und Witz verlegt haben, aussehen – auch wenn er sich mit seiner Show im Laufe der Zeit selbst überholt hat und diese wie ein Relikt aus einer anderen TV-Epoche anmutet. „Dirty Harry“feuerte seine Späße aus der Hüfte ab, ließ nichts und niemanden verschont, war jedoch zu intelligent, um sich Plattheiten zu gestatten.
Humoresk dürfte seine neue Rolle kaum werden, sind doch „düstere“Fälle geplant. Wer bei Til Schweiger die Flucht ergriff, könnte hier wieder einschalten.