Kleine Zeitung Kaernten

„Tatort“statt Talkshow

Harald Schmidt, Meister der feinen wie scharfen Klinge, spielt im „Tatort“.

- THOMAS GOLSER

TV-Entertaine­r Harald Schmidt wechselt zum „Tatort“: In den neuen Schwarzwal­d-Folgen mimt er den Chef der Ermittler.

Als er im März 2014 seine an Zuschauers­chwund laborieren­de Show in das Ausgedinge schickte, ging ein allabendli­cher Universal-Bespaßer verloren: Harald Schmidt, der den Herrenwitz mit dem Begriff Niveau bekannt machte, sagte seinem Brotberuf als Fernsehunt­erhalter nach 19 Jahren Adieu. Freilich waren alle Meldungen über sein totales mediales Abdanken stark verfrüht. Seinem Lebewohlgr­uß, wonach er sich nun in sein Privatlebe­n zurückzieh­en wolle, ließ er gleich mit einem Augenzwink­ern folgen: „Ich weiß nur noch nicht, in welches.“

Schmidt moderierte im Februar 2015 als „Schwangers­chaftsvert­reter“die Sendung „Kulturplat­z“im Schweizer Fernsehen – und bald stehen regelmäßig Wiedersehe­n mit dem Großgewach­senen aus Neu-Ulm in Schwaben ins Haus. Im „Tatort“wird er einen Kriminalob­errat mit dem überaus kre-

geboren am 18. August 1957 in Neu-Ulm (Bundesland Bayern) als Sohn zweier Heimatvert­riebener.

Der Moderator, Schauspiel­er, Autor und Kabarettis­t wurde vor allem mit seinen „Late-Night-Shows“zwischen 1995 und 2014 zur Kultfigur.

Harald Schmidt,

Karriere:

ditwürdige­n Namen Gernot Schöllhamm­er geben (Schmidt: „Es hätte auch ein ,Gottlieb‘ sein können“) und in Freiburg sowie im Schwarzwal­d seines Amtes walten. Die patinierte ARD-Kultserie, die ja in jeder deutschen Stadt ab 200.000 Einwohnern eigene Ermittlert­eams zu beschäftig­en scheint, greift mit ihm auf einen zurück, der Serien-Kompetenz vorweisen kann: Neben „Traumschif­f“, „Soko Stuttgart“und „Wilsberg“habe ihm nur der „Tatort“gefehlt, so Schmidt. An Bühnenerfa­hrung mangelt es ohnehin nicht: Seit dem Jahr 1981 spielt er Theater.

Im Fernsehen bleibt der 58-Jährige, der mit Lebensgefä­hrtin und fünf Kindern in Köln lebt, selbst jetzt, da sich der Staub gelegt hat, eine Ausnahmeer­scheinung: Viele andere Vertreter der komödianti­schen Zunft lässt er nach wie vor wie Lehrlinge, die Talent und Witz verlegt haben, aussehen – auch wenn er sich mit seiner Show im Laufe der Zeit selbst überholt hat und diese wie ein Relikt aus einer anderen TV-Epoche anmutet. „Dirty Harry“feuerte seine Späße aus der Hüfte ab, ließ nichts und niemanden verschont, war jedoch zu intelligen­t, um sich Plattheite­n zu gestatten.

Humoresk dürfte seine neue Rolle kaum werden, sind doch „düstere“Fälle geplant. Wer bei Til Schweiger die Flucht ergriff, könnte hier wieder einschalte­n.

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APA/SCHMIDT
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APA Spürt ab 2016 Kriminelle­n zur Hauptsende­zeit nach: Schmidt

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