Kampf der Giganten
An Hunderten Tankstellen in Österreich kostet ein Liter Diesel weniger als einen Euro. Ein Ende der Ölpreis-Talfahrt ist wegen erbitterter Machtkämpfe der Öl-Giganten nicht in Sicht.
Trotz niedriger Öl-Nachfrage wird der Weltmarkt mit dem schwarzen Gold regelrecht geflutet. Die Preise stürzen ab. Der Dieselpreis ist schon an Hunderten Tankstellen unter einen Euro gefallen. Doch es gibt auch Verlierer dieses Machtkampfs der Erdöl-Giganten.
Die Nachfrage ist gering, das Angebot dafür umso größer – eine kaufmännisch äußerst ungünstige Situation. Doch obwohl der Ölpreis in den vergangenen eineinhalb Jahren um rund 60 Prozent nach unten gerauscht ist, wird nicht gegengesteuert. Zur Freude der Autofahrer. An bis zu 900 österreichischen Tankstellen kostete ein Liter Diesel laut Spritpreisrechner gestern weniger als einen Euro. Laut Autofahrerklubs gibt es sogar noch deutlichen Spielraum nach unten. Im Vergleich zum Vorjahr sparen sich Autofahrer im Schnitt fast sechs Euro bei einem vollen 50-Liter-Tank.
Eine Trendwende ist kaum in Sicht. Das Erdölkartell Opec denkt – trotz niedriger Nachfrage – weiterhin nicht daran, die Fördermenge zu drosseln. Der Weltmarkt wird weiterhin mit Öl überschwemmt, die Preise sinken. „Wir rechnen auch für 2016 nicht mit einer Erholung“, sagt Patrick Pouyanné, Chef des französischen Ölkonzerns Total.
Auf den ersten Blick erscheint es hochgradig widersinnig, dass Opec ihre Förderungen nicht reduziert, um so die Preise wieder nach oben zu bringen. Auf den zweiten Blick eröffnet sich dem Beobachter ein komplexes Machtspiel, das seit Mitte des Vorjahres mit immer härteren Bandagen ausgefochten wird. Im Zentrum stehen vor allem die Opec-Supermacht Saudi-Arabien und die USA. Denn es sind nicht nur konjunkturelle Ver- werfungen, die die Ölnachfrage bremsen. Die USA setzen seit einigen Jahren ganz massiv auf sogenanntes Schieferöl, das über die umstrittene Fracking-Methode (Wasser, Sand und Chemikalien werden in Gestein gepresst, durch den Druck werden Öl- und Gasvorkommen freigesetzt). Der bisher größte Öl-Käufer der Welt war – erstmals seit Jahrzehnten – auf dem Weg zur Unabhängigdie