Mikrofon statt Loipe
Nach Karriereende nimmt Mario Stecher (38) auch in der Ramsau in der ORF-Kabine Platz.
Mario Stecher feierte als Aktiver unzählige Erfolge. Beim Weltcup in der Ramsau ist er als TV-Kommentator dabei.
Beim Gedanken an einen langlaufenden Pensionisten in der Ramsau fällt einem viel ein. Etwa ein genüsslicher Klassik-Schritt mit dicker Haube und Anorak, aber sicher nicht Mario Stecher (Bild). Und dennoch, seit seinem Karriereende im Februar ist der gebürtige Eisenerzer „Sportpensionist“. Dass er sich nicht auf die faule Haut gelegt hat, ist nicht erst zu sehen, wenn er in der Loipe ist. „Die Hosen passen noch“, erzählt er. Pensionsstress? „Sagen wir so, das Leben ist nicht viel weniger stressig, da ich noch immer sehr viel zu tun habe. Aber was die Kinder anbelangt, ist es viel feiner. Mit meinem Buch, Vorträgen und dem Studium hatte ich große Aufgaben. Und jetzt habe ich ja auch beim ORF einiges zu tun“, sagt Stecher, der heute und am Sonntag beim Weltcup der Nordischen Kombinierer in Ramsau als Co-Kommentator für den ORF im Einsatz sein wird.
Für den zweifachen Olympiasieger war die Ramsau „mein ganzes Sportlerleben hinweg eine Sportheimat für mich. Es waren viele schöne Erfolge dabei, wie der Doppelsieg 2010. Ich habe immer gern hier trainiert und es gefällt mir sehr gut. Der Unterschied ist, dass ich jetzt als Nichtsportler komme.“Es gibt aber einen eklatanten Auffassungsunterschied zwischen dem, was Stecher und die Allgemeinheit unter „Nichtsportler“verstehen. Im Sommer beendete er etwa den Ötztaler Radmarathon nach 238 Kilometern und mehr als 5500 Höhenmetern in 7:56:32,5 Stunden auf Rang 100 unter 4000 Teilnehmern. „Wenn ich Sport mache, dann so, dass ich gut über die Runden komme. Weil ich es gern habe, wenn ich es intensiv betreibe.“
Wenn er mit dem Auto hinauf auf das Hochplateau fährt, kribbelt es. „Aber auch, weil ich will, dass unsere Buben den Anschluss an die Spitze wieder voll finden und in weiterer Folge wieder um den Sieg mitkämpfen können bis zur Heim-WM 2019 in Seefeld. Das sollte das Ziel sein.“Festlegen, ob er selbst einmal Athleten als Trainer unter seine Fittiche nehmen wird, will sich Stecher noch nicht. „Mit meinem Buch wollte ich auch in der Welt der Vortragenden Fuß fassen. Was jeder Mensch in seinem Leben findet, sind negative Momente. Die gilt es, zu überbrücken und wieder aufstehen zu können und aus den Niederlagen gestärkt herauszukommen.“
Der Sport hat und wird in Stechers Leben immer eine große Rolle spielen. „Aber jetzt muss ich nicht bei jedem Wetter raus und Langlaufen oder Skispringen. Ich darf jeden Tag was tun.“So kann es auch vorkommen, dass er mit Schwager Benni Raich eine Golf-Runde dreht. „Wir sind beide so schlecht, dass man nicht über Handicap reden sollte“, erzählt er mit einem Lachen.