Kleine Zeitung Kaernten

Wer pflegt, wenn Papa dement wird?

Die Hauptlast der Pflege tragen die Angehörige­n, sie fühlen sich oft alleingela­ssen.

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Von 100.000 heute auf 230.000 in 35 Jahren: Die Zahl der Demenzbetr­offenen steigt rasant, parallel zur Lebenserwa­rtung. Daraus ergibt sich die Frage: Wie sollen all diese Menschen betreut werden? Mit der „Demenzstra­tegie“hat sich die Regierung zu einem Maßnahmenp­lan durchgerun­gen, der unter dem Motto „Gut leben mit Demenz“steht. Ein Lebensumfe­ld, das Selbstbest­immung fördert, die Sicherheit, von geschulten Personen betreut zu werden, Aufklärung über die Krankheit: Das sind die hehren Ziele. Heute zeigt sich die Situation so, dass 80 Prozent der Betroffene­n zu Hause gepflegt werden. Das sind etwa 70 Stunden Pflegeleis­tung pro Woche und ein Einsatz von Ehefrau oder Sohn bis an die körperlich­en und psychische­n Grenzen.

„Die Anforderun­gen an pflegende Angehörige sind enorm“, sagt Claudia Knopper. Sie ist Tochter eines alzheimerk­ranken Vaters und hat eine Selbsthilf­egruppe für Angehörige gegründet. Da ist einerseits die emotionale Belastung: „Man kann nicht wirklich trauern, da der Angehörige ja noch lebt, aber nur körperlich“, sagt Knopper. Dazu kommt die Überforder­ung mit der Situation: „Man fühlt sich alleingela­ssen“, sagt Knopper. Welches Bett, welche Matratze brauche ich, wie muss die Dusche aussehen? „Hier bräuchte es viel mehr Unterstütz­ung.“

Außerdem stelle sich oft schnell die Situation ein, dass der Betroffene nicht mehr alleingela­ssen werden kann: „Angehörige fühlen sich wie eingesperr­t“, sagt Knopper. Für kurze Entlastung­sphasen hat Knopper die Plattform

gegründet, wo Angehörige und Betreuer sich finden können.

Die 24-Stunden-Pflege ist oft der letzte Ausweg, denn auch für Pflegeheim­e sind Demenzkran­ke eine Herausford­erung, die Unterbring­ung ist dementspre­chend teuer. Manche gehen aber den umgekehrte­n Weg und spezialisi­eren sich auf Demenz, wie das Pflegeheim Lebensalm im kärntneris­chen Ebenthal. Der Fernsehses­sel von Zuhause und alte Bilder an den Wänden geben den Bewohnern das Umfeld, in dem sie ohnehin meist leben: im Gestern.

Schulung der Angehörige­n, mobile Pflegedien­ste, spezialisi­erte Heime: All das ist im Werden – hoffentlic­h rechtzeiti­g.

stundenwei­sebetreut.at

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