Kleine Zeitung Kaernten

Ancelotti, der Anti-Mourinho

Der Italiener Carlo Ancelotti (56) soll neuer Bayern-Trainer werden.

- KLAUS MOLIDOR

Vielleicht ist es die bäuerliche Herkunft, die Carlo Ancelotti so geerdet hat. Auch als Star-Trainer der mit drei Champions-League-Titeln dekoriert ist, plustert sich der 56-Jährige nicht auf, sondern lebt vor, was er von Spielern erwartet. „Einem Sieger nützt die Demut.“

Dabei hat sich Ancelotti in einem harten Geschäft auf den härtesten Pflastern durchgeset­zt: Hat mit dem AC Milan und Real Madrid die Champions League gewonnen, ist mit Chelsea ebenso Meister geworden wie mit Paris Saint-Germain. Ist ihm da seine Gutherzigk­eit nie im Weg gestanden? „Ich habe lange überlegt, sie im Ausland zu verwerfen“, sagt er mit seiner typisch hochgezoge­nen linken Augenbraue. Dann bricht er in sein breites AncelottiL­achen aus. Er sei eben immer noch „The Normal One“und nicht wie José Mourinho der selbst ernannte „Special One“.

geboren am 10. Juni 1959 in Reggiolo.

Champions-LeagueSieg­er als Spieler mit Milan

war er u. a. bei Juventus, Milan, Chelsea, Paris und Real. Drei Triumphe in der Champions League mit Milan (2 mal) und Real Madrid.

Carlo Ancelotti,

Zweifacher

Als Trainer

Ancelotti ist der Anti-Mourinho, der Kritik akzeptiere­n kann und auf Pressekonf­erenzen weder poltert noch Gegner mit markigen Sprüchen abkanzelt. Er war nach den Anschlägen von Paris beim hochbewach­ten „Clasico“zwischen Real und Barcelona im Bernabeu-Stadion, obwohl ihn die „Königliche­n“erst Ende Mai vor die Tür gesetzt hatten.

Ancelotti hat mit Superstars wie Kaká, Zlatan Ibrahimovi­c´ oder Cristiano Ronaldo gearbeitet und immer versucht, die Spie- ler „jede Sekunde daran zu erinnern, dass in einer Mannschaft die Gruppe wichtiger ist als der Einzelne“. Seine Heimat-Verbundenh­eit ist ihm dabei geblieben. Nach wie vor vermisst er die italienisc­he Küche, die Luft in der Emilia-Romagna, wo er aufgewachs­en ist. „Sogar den Nebel.“

Ancelotti ist aber auch immer auf der Suche nach neuen Reizen. Vier Sprachen spricht er bereits: Italienisc­h, Englisch, Französisc­h und Spanisch. Jetzt könnte Deutsch dazukommen, wenn er Bayern-Trainer wird. Anfangs hatte er mit der Sprache immer Probleme. „Aber als Trainer darfst du dich nicht über einen Dolmetsche­r sprechen.“Sein Ehrgeiz wird ihm ein guter Sprachlehr­er sein, denn Erfolg ist sein Ziel. Nicht umsonst trägt seine Autobiogra­fie den Namen „Preferisco la coppa“. Zu Deutsch: „Ich bevorzuge den Pokal“.

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APA Carlo Ancelotti will noch einmal die Champions League gewinnen

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