Bücher gegen die Kälte
Ob Worte, ob Bücher wärmen können? Sie können. Zwei Beispiele stellvertretend für viele.
Der Titel ist hängen geblieben. Nicht nur, weil er sich auf der Titelseite in großen Lettern unübersehbar ins Auge bohrte. Auch weil er postwendend die Frage provozierte, ob denn das auch stimmen könne. „Bücher gegen die Kälte“lautete die Schlagzeile. Ob Worte, ob Bücher aber wirklich wärmen können, die Kälte von Einsamkeit, die Kälte des Lärms, die Kälte der die mit allzu schriller Geselligkeit einhergehen kann oder die Kälte, die auch Gedanken über das Lebensende auslösen können, mindern können? Sie können. Wenn beispielsweise Arno Geiger im soeben erschienenen Buch „Der Mensch braucht den Menschen“schreibt, was sein verstorbener, zuletzt demenzkranker Vater oft sagte: „Ich bin nichts mehr. Ich bin nichts mehr.“Und wie er nach dem Buch Geigers über ihn, den „alten König in seinem Exil“, sich plötzlich korrigierte: „Nein, nicht nichts, nicht mehr viel.“In diesem „nicht nichts, nicht mehr viel“, schreibt Geiger, „steckte etwas Selbstbewusstes. Der Vater spürte, dass er wieder ,mehr‘ war als davor, weil ihm mehr Respekt entgegengebracht wurde“.
Ein großartiger, berührender Text. Ein Text wie ein Heizstrahler. Wie es auch jene Zeilen sind, in denen der Philosoph Clemens Sedmak beLeere, schreibt, wie er ein Baby mit der Lebenserwartung von wenigen Stunden in Händen hielt. Ein Baby, das dann neun Monate lebte und einen solchen Lebenswillen ausstrahlte, dass Sedmak schreibt: „Es war nicht klar: Wer hält wen?“leibt die Frage, ob in Zeiten der Hektik eines bleibt: Zeit und Muße für solche Bücher Bücher gegen die Kälte und gegen die Beschleunigung des Lebenstempos.
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