Kleine Zeitung Kaernten

Bücher gegen die Kälte

Ob Worte, ob Bücher wärmen können? Sie können. Zwei Beispiele stellvertr­etend für viele.

- CARINA KERSCHBAUM­ER carina.kerschbaum­er@kleinezeit­ung.at

Der Titel ist hängen geblieben. Nicht nur, weil er sich auf der Titelseite in großen Lettern unübersehb­ar ins Auge bohrte. Auch weil er postwenden­d die Frage provoziert­e, ob denn das auch stimmen könne. „Bücher gegen die Kälte“lautete die Schlagzeil­e. Ob Worte, ob Bücher aber wirklich wärmen können, die Kälte von Einsamkeit, die Kälte des Lärms, die Kälte der die mit allzu schriller Geselligke­it einhergehe­n kann oder die Kälte, die auch Gedanken über das Lebensende auslösen können, mindern können? Sie können. Wenn beispielsw­eise Arno Geiger im soeben erschienen­en Buch „Der Mensch braucht den Menschen“schreibt, was sein verstorben­er, zuletzt demenzkran­ker Vater oft sagte: „Ich bin nichts mehr. Ich bin nichts mehr.“Und wie er nach dem Buch Geigers über ihn, den „alten König in seinem Exil“, sich plötzlich korrigiert­e: „Nein, nicht nichts, nicht mehr viel.“In diesem „nicht nichts, nicht mehr viel“, schreibt Geiger, „steckte etwas Selbstbewu­sstes. Der Vater spürte, dass er wieder ,mehr‘ war als davor, weil ihm mehr Respekt entgegenge­bracht wurde“.

Ein großartige­r, berührende­r Text. Ein Text wie ein Heizstrahl­er. Wie es auch jene Zeilen sind, in denen der Philosoph Clemens Sedmak beLeere, schreibt, wie er ein Baby mit der Lebenserwa­rtung von wenigen Stunden in Händen hielt. Ein Baby, das dann neun Monate lebte und einen solchen Lebenswill­en ausstrahlt­e, dass Sedmak schreibt: „Es war nicht klar: Wer hält wen?“leibt die Frage, ob in Zeiten der Hektik eines bleibt: Zeit und Muße für solche Bücher Bücher gegen die Kälte und gegen die Beschleuni­gung des Lebenstemp­os.

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