Bei Hinrichtungen macht Japan kurzen Prozess
Erst kurz vor Exekution erfahren in Japan zum Tode Verurteilte von ihrer Hinrichtung. Amnesty kritisiert diese Praxis scharf.
Nur wenige Stunden, manchmal nur Minuten vor ihrem Tod erhalten Insassen japanischer Todeszellen von ihrer Hinrichtung Kenntnis. Sie haben gerade noch Zeit für eine Mahlzeit und ein Gebet vor einer Buddha-Statue. Dann müssen sie sich in einem holzgetäfelten Raum auf ein rot umrahmtes Feld stellen, ehe die Schlinge um ihren Hals gelegt wird.
Auf diese Weise sind in Japan nun erneut zwei zum Tode verurteilte Mörder gehängt worden. Das gab das Justizministerium gestern nach der Vollstreckung der Urteile bekannt. Bei einem der beiden Gehängten handelte es sich um einen 63-jährigen Mann, der 2009 seinen Vermieter sowie dessen Bruder und Frau in einer Wohnung getötet hatte. Bei dem zweiten Gehängten handelte es sich um einen 39-Jährigen, der 2006 eine Büroangestellte (52) sowie ihre Tochter (24) umgebracht hatte.
Japan, die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt, ist neben den USA das einzige Industrieland, das noch immer an der Todesstrafe festhält. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International prangern diesen Zustand sowie die Haftbedingungen im Inselstaat massiv an: Täglich mit dem Tod rechnen zu müssen, habe teils fatale Auswirkungen auf die geistige Gesundheit, heißt es. Außerdem würden die Exekutionen im Geheimen stattfinden, viele Japaner wüssten um diese Praxis kaum Bescheid.
Seit dem Amtsantritt des konservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe Ende 2012 wurden 14 Menschen hingerichtet. Seit 2009 sind in Japan 29 Menschen zum Tode verurteilt worden.