Familienaufstellung im bunten Wäschekorb
Die neuen Palmers-Eigentümer waren bisher wenig bekannt. Die Gruppe will den Wäschemarkt aufmischen.
Mit dem Kauf der Traditions-Wäschemarke Palmers haben die Brüder Marc, Tino und Luca Wieser einen Coup gelandet. Denn das aus Graz stammende Trio hat zwar reichhaltige Erfahrung im Textil-Business, war bis dato aber nur Branchenkennern ein Begriff. Die spärlichen Auskünfte über das berufliche Wirken der Wieser-Brüder drehen sich vor allem um die Mode-Labels Benetton und Nike. Marc Wieser lernte jahrelang beim italienischen Modezaren Luciano Benetton. Zuletzt führten die Wieser-Brüder fast 15 Jahre lang als Franchisenehmer mehrere Benetton-Stores in Wien, Graz und Vösendorf. Sie erzielten 70 Prozent aller Benetton-Umsätze in Österreich. Anfang 2014 kam es zum Bruch. Kolportierter Streitgrund: Die italienische Kette wollte Zwischenhändler hinausdrängen und das lukrative Endkundengeschäft lieber selber machen.
Die Wiesers wechselten daraufhin ins Beratergeschäft. Einer der ersten Kunden: die 1914
GRAZ.
gegründete Firma Palmers, die bis 2004 in Familienbesitz war und seither dem deutschen Quadriga-Fonds und weiteren Finanzinvestoren gehörte. Diese seien nur am schnellen Geld interessiert gewesen, hätten lukrative Standorte verkauft und die Marke buchstäblich „verblassen lassen“, sagt ein Insider.
Als offizieller Käufer der Palmers Textil AG tritt die Wiener Firma mtm Textilhandel GmbH auf. Diese gehört zu 100 Prozent der Wieser & Partner GmbH in Graz. Die mtm ist eine reine Hülle. Sie besitzt laut Bilanz „Sachanlagen“im Wert von einem Cent. Der Kaufpreis für Palmers – kolportiert werden um die 20 Millionen Euro – stammt also aus anderer Quelle. Die Spur des Geldes führt zunächst zum Oberösterreicher Gernot Friedhuber – einem international erfahrenen Marketingexperten. Er soll gemeinsam mit einem zweiten, angeblich austroamerikanischen Investor die Palmers-Millionen aus Eigenkapital hingeblättert haben.
Friedhuber organisierte für Red Bull die World Stunt Awards in den USA und sorgte jahrelang als Society-Paradiesvogel für Gesprächsstoff in bunten Gazetten. Dabei erwarb er Beinamen wie „Bummelstudent und Werbe-Star“oder „AustroLover“einer US-Soul-Sängerin. Er lebt angeblich auf Malta, konvertierte zum griechisch-orthodoxen Glauben, soll SMS-Versender im Namen Heinz-Christian Straches gewesen sein, kennt Arnold Schwarzenegger und ist laut Auskunft des Palmers-Sprechers leider nicht erreichbar. Seine Firma Tracin Werbe GmbH allerdings schlitterte 2009 in einen Konkurs, der erst vor wenigen Tagen, am 27. November 2015, mit einer Gläubigerquote von 6,9 Prozent abgeschlossen wurde.
Die bunte und sehr schweigsame Truppe, die im Hintergrund jede Menge lustige Querverbindungen aufweist, will jedenfalls energisch die Marke polieren und in altem Glanz erstrahlen lassen.