Langer Atem
ein Drittel der Lauschaer Bevölkerung von diesem Handwerk. Gerade von den Weihnachtskugeln, die hier erfunden wurden.
Der lamettaumwobenen Legende zufolge soll ein armer Glasbläser 1847 seinen Baum zum ersten Mal mit Walnüssen und Äpfeln aus Glas geschmückt haben, weil er sich die echten Leckereien nicht leisten konnte. Verbrieft ist jedenfalls ein Auftrag eines seiner Kollegen aus dem folgenden Jahr, der sechs Dutzend Weihnachtskugeln in verschiedenen Größen an seine Kunden lieferte.
Jedenfalls hatten bis 1860 alle großen Kontore der nahen „Welt- spielwarenstadt“Sonneberg den gläsernen Schmuck im Sortiment. Um 1880 schaffte die deutsche Glasbläserkunst schließlich den Sprung über den großen Teich: Frank Winfield Woolworth, Gründer der gleichnamigen Kaufhaus- und Supermarktkette, importierte die ersten Christbaumkugeln in die USA – um 1900 bestellte er schon 200.000 Stück.
Klasse statt Masse
Zu Zeiten der DDR bekamen die Genossen ob der devisenträchtigen Glasschmuckherstellung glitzernde Augen und stellten die Heimarbeit auf maschinelle
der Stadt kann man den Glaskünstlern bei der Arbeit zuschauen. Oder selbst probieren, eine Kugel zu blasen. Großproduktion um. Nach der Wiedervereinigung vollzogen die Glasbläser rasch wieder die Wende Richtung traditionelle Herstellung und krönen ihr Handwerk seit 1992 mit der alljährlichen Wahl zur Glasprinzessin. Laura II. trägt heuer hohlgeblasene und verspiegelte gläserne Zepter.
Und ein Ende des gläsernen Zeitalters ist nicht in Sicht: Jedes Jahr beginnen in Lauscha bis zu 15 Jugendliche ihre Ausbildung zum Glasbläser. Auf dass es in der schiefergrauen Stadt am Rande des Thüringer Waldes weiter in knapp 300 Farben und Tausenden Formen funkelt.