Müder alter Lebemann
Schnitzlers „Anatol“in Herbert Föttingers Neuinszenierung an der Josefstadt als Erinnerungsstück zweier alter Männer. Vergebliche Liebesmüh’.
Es war wohl keine gute Idee, Arthur Schnitzlers Versuche des Erotischen mit dem Zentralgestirn „Anatol“aus 1893 in ein Erinnerungsstück zweier älterer Herren umzumodeln. Herbert Föttingers und Peter Turrinis Bearbeitung im Theater in der Josefstadt zeigt sich hauptsächlich im Umgruppieren und Weglassen. Föttingers Inszenierung leidet am Hauptmangel, zu wenig Brüche zwischen Erinnerung und Gegenwart zu setzen.
Die beiden großartigen Schauspieler Michael König (der neue Anatol statt des verstorbenen Helmuth Lohner) und Peter Matic´ als sein Freund Max sitzen auf der dunklen Bühne. Schweigen und rauchen. Eine Leuchtschrift auf einen „Tanzpalast“und ein abgehängter Luster auf dem Fußboden (Bühnenbild: Walter Vogelweider) zeugen wohl von verschwundenem Glanz. „Ich will nicht mehr geliebt werden“, sagt Anatol und hat dieses Binkerl zu tragen: Warum verstehen die Frauen nicht, dass es eigentlich Zeit wäre, zu gehen?
Die süßen Mädel agieren leicht bekleidet auf der Bühne, und vor der Pause kommt es zu einer Szene, in der den armen Anatol in nicht allzu dichtem Bühnennebel und viel Rotlicht rund zehn Frauen jeglichen Alters und Outfits umschwirren. Ein Symbol für den liebesbedrängten Anatol oder ein unfreiwillig komischer Ausdruck von Altmännerschwitzerei?
Katharina Straßer liefert im „Abschiedssouper eine gelungene kabarettistische Nummer, Sandra Cervik wird als Ilona im „Hochzeitsmorgen“von Max zur „Vernunft“gebracht, und Andrea Jonasson bringt als Gabriele in „Weihnachtseinkäufe“einen Hauch Schnitzler und einen Fingerzeig Richtung verlogener Gesellschaft auf die Bühne.
Verlorene Liebesmüh’. Der Premierenapplaus in der Josefstadt geriet merklich verhalten. Anatol. 2., 3., 7., 11., 12., 18., 19., 25. Jänner, 19.30 Uhr, Theater in der Josefstadt Wien: Karten: Tel. (01) 42 700-300. Bewertung: