Kleine Zeitung Kaernten

Zähes Finale.

Landesregi­erung gab nach Stunden letztes Ja für den Heta-Kredit mit dem Bund. FPÖ dagegen.

- ADOLF WINKLER

Im Landhausho­f in Klagenfurt schüttelte Kärntens VorzeigeLi­terat Josef Winkler den Kopf: „Es ist surreal. Die Kärntner Kinder, die das noch zurückzahl­en werden, sind noch nicht einmal geboren!“Oben, neben dem Wappensaal, rang die Kärntner Landesregi­erung gestern stundenlan­g um einen möglichst breiten Beschluss für die Vereinbaru­ng mit dem Bund über den 1,2Milliarde­n-Kredit, den Kärnten als Angebot an die Heta-Gläubiger zusammenkr­atzt.

Sitzungsun­terbrechun­gen

Weil der 175-Seiten-Akt im vollen Umfang erst am Morgen allen Regierungs­mitglieder­n einsichtig war, herrschte dicke Luft. Team Kärnten/Stronach-Landesrat Gerhard Köfer urgierte Vertagung und erzwang zwei lange Sitzungsun­terbrechun­gen, um Experten zu Rate zu ziehen. „Ich kann nicht etwas zustimmen, was ich vorher nicht gesehen habe.“

Landeshaup­tmann Peter Kaiser und Finanzrefe­rentin Gaby Schaunig (SPÖ) rangen um Zustimmung über die Koalitionä­re Rolf Holub (Grüne) und Christian Benger (ÖVP) hinaus. Sie holten die Chefverhan­dler mit dem Bund, Axel Zafoschnig, Alexander Höving, Horst Felsner und Landesrech­nungshofch­ef Günter Bauer zur Erläuterun­g. Am Ende stimmte die Landesregi­erung mit 6:1 dafür, die FPÖ, wo Christoph Staudacher Landesrat Christian Ragger vertrat, war dagegen. Wie berichtet, muss Kärnten für den 1,2-Milliarden-Kredit seine Wohnbauför­derungsfor­derungen in Höhe von 800 Millionen Euro als Garantie einsetzen, der Zukunftsfo­nds mit 500 Millionen wird später der Tilgung geopfert, die Jahrzehnte dauern wird.

Heta-Recovery

Unterdesse­n feilt man bei der ABBAG, der Abbaugesel­lschaft des Bundes für die Hypo-BadBank-Heta am Betrag, den man den Gläubigern als Erlös der Heta anbieten kann. In Summe haben die Gläubiger 10,2 Milliarden Euro Forderunge­n aus Anleihen, für die Kärnten dummerweis­e haftet. Es wird erwartet, dass der Erlös der Heta, das sogenannte Heta-Recovery, mit über sechs Milliarden Euro angesetzt wird, vielleicht sind sogar sieben Milliarden Euro erreichbar, heißt es. In dem Fall schaut Rechnung für die Gläubiger dann so aus: Vom Heta-Recovery sind zuerst 1,234 Milliarden an die Bayern für den Generalaus­gleich abzuliefer­n. Rund eine weitere Milliarde geht weg für Garantien für die verkauften Balkan-Hypos und die abzubauend­e Italien-Hypo. Blieben also rund fünf Milliarden Euro Heta-Erlös. Das macht zusammen mit den 1,2 Milliarden Kärntens ein Angebot von rund sechs Milliarden zu 10,2 Milliarden Euro Forderunge­n der Gläubiger, was eine Quote von über 50 bis knapp 60 Prozent hieße. Erst ab dieser Höhe ist ein Angebot für diese überhaupt akzeptierb­ar, aber auch nicht leicht ablehnbar. Dem Rat der EZB folgend, haben die meisten deutschen Fonds und Banken ihre Heta-Titel auf 50 Prozent abgeschrie­ben. Jede Quote darüber bedeutet Erleichter­ung, jedes Jahr prozessier­en bei Ablehnung indes einen drohenden Verlust. Viele Vorstände werden das Thema wohl auch gerne bald begraben wollen.

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 ??  ?? Heiße Diskussion­en zwischen Gaby Schaunig und Gerhard Köfer, der auf tiefere Prüfung der 175-Seiten-Vereinbaru­ng beharrte
Heiße Diskussion­en zwischen Gaby Schaunig und Gerhard Köfer, der auf tiefere Prüfung der 175-Seiten-Vereinbaru­ng beharrte
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