Kleine Zeitung Kaernten

Faymann: „Ich bin ja nicht Experte für alles“

Der Kanzler verteidigt­e im U-Ausschuss die HypoVersta­atlichung. „Obergschei­t“wollte er nicht sein.

- KLAUS KNITTELFEL­DER

Werner Faymann musste mit einem neuen Sitzplatz im Parlament Vorlieb nehmen. Statt wie sonst auf der Regierungs­bank des Hohen Hauses musste der Bundeskanz­ler im Lokal VI als Zeuge im Hypo-Untersuchu­ngsausschu­ss aussagen – als erster Regierungs­chef seit Franz Vranitzky. Faymann, bei der Verstaatli­chung der Skandalban­k im Dezember 2009 bereits Kanzler, ist dies im Korruption­sU-Ausschuss 2012 noch erspart geblieben, weil SPÖ und ÖVP ihn partout nicht geladen haben und die Opposition das damals noch nicht durfte. Das Medieninte­resse war bei seinem Auftritt also dementspre­chend groß, das Blitzlicht­gewitter erwartungs­gemäß grell.

Weniger erhellend jedoch war die fast fünf Stunden andauernde Befragung des Kanzlers. Über die gesamte Dauer war Faymann bemüht, die Alternativ­losigkeit der Verstaatli­chung zu beteuern. Hätte man die Hypo den Bayern nicht abgenommen, der Republik hätte ein „erhebliche­r Reputation­sschaden gedroht“, sagte der SPÖChef. Zwar sei er lange Zeit gegen eine Verstaatli­chung gewesen,

WIEN.

wurde dann letztlich doch davon überzeugt. Unter anderem vom damaligen Chef der Europäisch­en Zentralban­k, Jean-Claude Trichet, der Faymann per Telefon vor einer Hypo-Pleite und dem darauffolg­enden Dominoeffe­kt am Höhepunkt der Finanzkris­e gewarnt hat. Anderersei­ts habe Faymann auch stets auf die Einschätzu­ngen von Nationalba­nk (OeNB) und Finanzmark­taufsicht vertraut. Mehrmals verwies er auf die „herausrage­nde “Kompetenz des OeNB-Gouverneur­s Ewald Nowotny.

Nicht bei Verhandlun­gen

„Nicht schlau“, nannte das Grünen-Frontmann Werner Kogler. Schließlic­h habe Nowotny bei der Hypo laufend „danebengeg­utachtet“– dabei spielte er auf ein OeNB-Gutachten an, in dem die Hypo 2008 als „not distressed“beurteilt wurde. Nachdem Faymann den Banker noch weitere Male gelobt hatte, schlug Kogler scherzhaft vor, „ihn doch heiligzusp­rechen“.

Faymann blieb jedoch bei seiner Linie: Er hatte keinen Zweifel an der Qualität seiner Berater und sei davon überzeugt, dass sie bei der Verhandlun­g „das bestmöglic­he Ergebnis herausgeho­lt haben“. In Details der Hypo-Causa sei er nicht eingebunde­n, bei der Verhandlun­g nicht dabei gewesen. „Ich bin ja nicht Experte für alles“, sagte er. „Wäre ich das, dann bräuchten wir keine Fachminist­erien.“Ein Regierungs­chef sei „eher für ideologisc­he, weniger für fachliche“Fragen zuständig. Sich „obergschei­t“in die Verhandlun­gen einmischen wollte er nicht, sagte Faymann, der erst kurz vor der Verstaatli­chung davon erfahren habe, dass die Bayern die Bank loswerden wollten. Dies sei „nicht absehbar“gewesen. Hauptgrund für den Kauf der Bank seien letztlich die Kärntner Landeshaft­ungen in der Höhe von 19 Milliarden Euro gewesen. Deretwegen sei Österreich­s Risiko „drei bis vier Mal so groß“wie jenes der Bayern gewesen, sagte Faymann.

Nach ihm als Zeuge geladen war Kanzleramt­sminister Josef Ostermayer. Dieser bezeichnet­e die Hypo zwar als „jahrelange­s Ärgernis“, wiederholt­e letztlich aber die Pro-Verstaatli­chungsargu­mente seines Parteichef­s.

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